Das Kirchenportal der Christus-König-Kirche in Gemen (bei Borken)
Ich bin immer wieder erstaunt, welch herrliche Kirchenportale nicht nur in Frankreich, Italien usw. zu finden sind, sondern auch hier im Münsterland; einige davon konnten Sie im Laufe der letzten Jahre hier an dieser Stelle bewundern. Es sind Kunstwerke von höchster künstlerischer und theologischer Qualität. Und es gibt sie nicht nur aus dem Mittelalter, sondern auch aus der Neuzeit, also „unserer“ Zeit. Vermutlich sind Sie davon genauso begeistert wie ich.
Heute also das Portal der Pfarrkirche Christus König in Gemen. Zunächst einige wichtige Daten zur Entstehung. Der Künstler und Bildhauer Hubert Teschlade, dem wir auch noch einige andere Kunstwerke verdanken, hat den Entwurf zu dem Portal gemacht; er war damals ein echter „Gemener“, der in der Burg Gemen wohnte; die Burg ist bekanntlich seit vielen Jahren Jugendburg des Bistums Münster; viele haben schon an Veranstaltungen, auch an Bildungsangeboten, teilgenommen. Die Ausführung hat dann der Kupferschmied Tollkötter gemacht: Kupfer auf Eichenholz mit farbigen Mosaiksteinen. Das alles zeigt, wie originell und engagiert dieses wunderbare Portal geschaffen wurde.
Wie so oft ist die Darstellung des Tores eine illustrierte Glaubensgeschichte, und ich finde es toll, wenn ich mir vorstelle, wieviel Menschen in den letzten Jahrzehnten beim Eintreten in die Kirche ein Stück ihres Glaubens in Bildern vorfanden: Glaubensinterpretation.
Auf dem rechten Türflügel sieht man die Geschichte von der Erschaffung der Welt: Gott ist der Schaffende, die Sonne ist gleichsam sein Partner, sie tragen die Erde, das Weltall zwischen sich. Und darunter ist diese Erde dargestellt: Bäume sind da und Sträucher mit Früchten und vor allem auch Häuser: Welch ein herrlicher Gedanke: Auch die Häuser, Heimat der Menschen, sind Schöpfungen Gottes.Und unten ist das vertraute Symbol des Gottesgeistes zu sehen, der seine sieben Gaben für die Menschen verteilt. Der linke Türflügel: Unten das Wasser, Ursprung des Lebens und Symbol der Taufe, die das von Christus, dem König, geführte Gottesvolk hervorbringt: Dieser Christus steht vor einer Andeutung des Kreuzes. Und ganz oben, also der Höhepunkt des Ganzen, der dreifaltige Gott – im Symbol des goldenen Dreiecks, um den sich buchstäblich alles dreht.
Und dann noch der Türgriff: Der Teufel darf nicht mit in die Kirche, und die Menschen, die in die Kirche gehen, ziehen ihm an der Nase: Da ist sogar ein bisschen netter Ironie drin.
Der Fotograph Hubert Gehling hat das Bild gemacht und der Veröffentlichung seines Bildes zugestimmt; danke! Danke auch an Beate Sonntag aus Gemen, die dieses Bild und die Beschreibung an mich geschickt hat: für Sie!