Silberrelief Domkammer Münster

Ja, bald ist Weihnachten. Wirklich erst jetzt. Man konnte ja meinen, schon Ende August sei Weihnachten, aber das ist Quatsch! Leider haben viele, sehr viele Menschen kein Problem damit, die Verweltlichung des Festes der Geburt des Gottessohnes mitzumachen. Aber lassen wir das: Jedes Jahr protestiere ich gegen die Geldweihnachten, und es nützt nichts. Bald wird Weihnachten ganzjährig ein Konsumfest sein.

Umso glücklicher war ich, als ich mal wieder in meinen Schubladen voller Bilder und Kunstpostkarten aufräumte und auf dieses wunderbare Bild von der Geburt Jesu stieß. Das Original befindet sich im Archiv der Kunstkammer des Münsteraner Domes. Früher konnte man es im Dommuseum sehen, aber da dies seit Jahren geschlossen ist wegen Renovierung, ist es z. Zt. nicht zugänglich. Das habe ich von einer Mitarbeiterin der Domkammer erfahren.

Das Bild ist im Original ein Bronze- oder sogar Silber-Relief. Ich konnte nur soviel erfahren, dass es ein Werk aus dem Bereich Nordwestdeutschland ist und von einem unbekannten  Künstler zwischen den Jahren 1710 und 1730 geschaffen wurde. Das ist alles, was ich von diesem wunderbaren Kunstwerk weiß. Das Bild zeigt eine vielfältige Jesus-Geburtsgeschichte. Das kleine Jesuskind liegt auf einer Kiste (Krippe?) und ist offenbar fest gebunden. Es ist wohl mit einem Tuch bedeckt, welches Maria ein wenig hoch hebt, damit alle das Kind sehen – und anbeten! – können. Parallel zu Maria kniet ein Engel an der Krippe. Hinter Maria steht ein bärtiger alter Mann; das soll wohl Josef, der Pflegevater Jesu sein – oder vielleicht der Großvater??

Die Leute im Hintergrund sind wohl die Hirten; eine Frau trägt ein Trinkgefäß; sehr auffällig! Und ganz vorn steht ein Korb mit Obst, wahrscheinlich sind es Äpfel, die an die Geschichte vom Paradies erinnern. Maria und Eva sind ja in der Theologie auch zwei Begegnungsfrauen.

Vermutlich sind die Drei, die direkt hinter der Krippe knien, die drei Könige; wenn man genau hinsieht, erkennt man die Kronen. Und oben der Himmel! Da hat der Künstler seine ganze Fantasie entfaltet. Der zentrale Engel trägt ein Schriftband, das wohl „Gloria in excelsis Deo“ heißt. Das Wort „Gloria“ kann man erkennen.

Ich freue mich jedenfalls auf das Fest der Geburt Jesu, und ich freue mich auch, wenn dieses weihnachtliche Bronzerelief wieder im Original zu sehen ist. Das wird Weihnachten bestimmt noch nicht der Fall sein.