12. September 1944
Ich war kürzlich zutiefst erschrocken, als mir jemand erzählte, es habe seit dem 2. Weltkrieg weltweit mehr als 60 Kriege gegeben. Ja, einige davon sind uns sehr im Gedächtnis: der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Jugoslawienkrieg…. andere sind aus unserem Gedächtnis verschwunden. Wer hätte schließlich auch die Kraft, sich aller dieser schrecklichen Ereignisse zu erinnern, ohne zu verzweifeln.
So wie auf diesem Bild sieht es in vielen Ländern nach den Kriegen aus – oder während der Kriege wie die Kriege, die z.Zt. toben: besonders in der Ukraine und im Nahen Osten? Wie wird das alles enden, etwa wie bei uns nach dem 2. Weltkrieg? Das Bild, das mich immer wieder in Schrecken versetzt, ist die Ruine meines Familien-Hauses in Münster; die Adresse war damals Hafenstraße 39 in Münster. Wir haben eigentlich manche gute Erinnerung an die Zeit, die wir in diesem Haus hatten. Ich war bekanntlich drei Wochen vor dem Krieg geboren, deshalb stand mein Kinderbett in unserem Luftschutzbunker, und ich trug nachts immer einen Trainingsanzug, falls wir fliehen müssten. Übrigens war der Bunker unter unserem Haus weitgehend heil geblieben, und dort hat mein Onkel mit seine Familie nach dem Krieg einige Jahre gewohnt.
Als am 12. September 1944, also vor genau 80 Jahren Münster bombardiert wurde, wurde auch unser Haus zerstört, wie das Bild zeigt. Mein Großvater, der hier seine Baustoffgroßhandlung hatte, hat das Bild gemacht. Glücklicherweise war gerade niemand zu Hause.
Ich habe etliche Stunden mit meiner Mutter und meiner Schwester im Antonius-Bunker verbracht. Erst hatte ich schreckliche Angst, aber als meine Mutter mir ihren Teddy schenkte, habe ich nie wieder Angst gehabt. Den Teddy halte ich bis heute hoch in Ehren. Eine Art von Kriegstrauma ist geblieben.
So war der Krieg. So habe ich ihn erlebt.