Huub Oosterhuis

Am Ostersonntag dieses Jahres starb mit 89 Jahren der berühmte Niederländer Huub Oosterhuis,der wie kaum ein anderer zu einer lebendigen Liturgie beigetragen hat. Leider ist über ihn wenig geschrieben worden, wenngleich gerade er es verdient hätte. Er war natürlich kein bequemer Zeit- und vor allem Kirchen-Genosse; deswegen war er bei den kirchlichen Autoritäten auch in Ungnade gefallen: Er war ursprünglich Jesuit, aber weil er Einwände gegen den Pflichtzölibat hatte, ließ der Orden ihn fallen. Er wurde 1969 als Priester suspendiert und heiratete eine Krankenschwester, von der er sich später scheiden ließ. Darauf ging er eine zweite Ehe ein.

Und in dieser Zeit wurde er zu einem ganz ungewöhnlichen Vertreter der Ökumene, als er aus seiner Studentengemeinde eine ökumenische Kirche machte. Das hat der katholischen Kirche ganz und gar nicht gefallen, sodass es eine lange, unangenehme Debatte gab, ob man seine wunderbaren neuen Lieder in das „Gotteslob“ aufnehmen solle. Hätte man es nicht getan, wäre das ein riesiger Verlust für die heutige Kirche gewesen. So hat man sich schließlich doch positiv entschieden.

Noch etwas zu seinem Leben: Oosterhuis war mit der königlichen Familie eng verbunden und durfte bei der Trauerfeier für Prinz Claus in Delft 2oo2 die Trauerpredigt halten. 2014 erhielt er den bekannten und höchst anerkannten deutschen Predigtpreis. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade seine Übersetzungen aller 150 Psalmen veröffentlicht. Das war vielleicht der unüberbietbare Höhepunkt seiner Arbeit. Das Buch, das ich nun seit fast 20 Jahren gebrauche, ist ein Wunderwerk, weil die Psalmen, die manchmal so hart und abweisend sind, zu einem Schatz des spirituellen Lebens gemacht hat.

Und dann natürlich seine wundervollen Lieder, die nun in allen gebräuchlichen kirchlichen Liederbücher Eingang gefunden haben; im niederländischen „Liedboek voor de Kerken“ stehen 90 seiner Lieder, in den Liedern beider Konfessionen in Deutschland ist eine beachtliche Zahl angekommen. Seine Fan-Gemeinden sind in Deutschland an vielen Orten, besonders in Bremen und Osnabrück. Er hat natürlich nicht nur Lieder geschrieben, sondern etliche liturgische Gebetbücher; ich habe fast 10 verschiedene. Besonders sagt mir das Buch „Dein ist die Zukunft“ zu. Es enthält liturgische Texte, Gebete, Bibelerklärungen für das ganze Kirchenjahr. Ich brauche es oft. Auch das Buch „Du bist der Atem meiner Lieder“ ist wunderbar. Ich habe übrigens 2002 an einem Lieder-Tag mit Oosterhuis-Liedern in der katholischen Stadtkirche in Dortmund teilgenommen; eine große Zahl Menschen hatte sich zu einem Spontan-Chor versammelt, und alle waren begeistert von den zahlreichen Liedern, die der spontane Chor einen Tag lang sang, darunter auch mein Lieblingslied „Das Lied vom Menschensohn“; ich habe heute das oben genannte Liederbuch durchgesehen und festgestellt, dass zahlreiche Lieder hier bei uns noch völlig unbekannt sind.

Noch eine Empfehlung: Das kleine handliche Gebetbuch „Ganz nah ist dein Wort“ war vor vielen Jahren meine erste Begegnung mit Huub Oosterhuis. Sehr dankbar bin ich dem Christophorus-Verlag und dem Herder-Verlag für die vielen Oosterhuis- Veröffentlichungen. Und der Redaktion von „Kirche In“ danke ich für den wunderbaren Nachruf auf Oosterhuis, von dem ich auch das Bild entnommen habe. Wenn doch alle kirchlichen Verlage und Zeitschriften das Werk von Oosterhuis so gewürdigt hätten.