Sprachspiele
Die Corona-Zeit macht uns allmählich nahezu ohnmächtig; so was hatten wir noch nicht erlebt. Man mag Parallelen zu den etwa 30 Pest-Epidemien der Vergangenheit heranziehen wollen: falsch: diese Corona-Zeit ist für uns erstmalig und einmalig. Ich gestehe allerdings, dass ich mit Interesse das Buch „Die Pest“ von Albert Camus gelesen habe; da gibt es etliche Ähnlichkeiten.
Ein unübersehbares Kennzeichen sind z.Zt. die Masken. Bisher dachte ich, Masken trüge man nur zu Karneval oder bei einem Banküberfall; und jetzt müssen alle Menschen Masken tragen. Man erfährt, wie man damit umgeht, wie lange man eine Maske tragen kann usw. Zwei Sachen ärgern mich dabei. Einmal erkenne ich auf der Straße viele Menschen nicht mehr. Das wichtigste Erkennungszeichen der Menschen, das Gesicht und die Mimik, sind versteckt. Und: Viele Menschen, die zu Hause nichts zu sagen haben, genießen den Befehlston, mit dem sie andere beherrschen wollen. Dauernd schreien mich auf der Straße Menschen an: „Sie haben ihre Maske nicht richtig sitzen!“ Worauf ich mich dumm stelle und dann – auch ziemlich laut – zurückfrage: „Was wollten Sie mir von Henry Maske erzählen?“ Dann halten die meistens die Klappe und gehen weiter.
Vom Chef der Ärzteschaft, Herrn Montgomery, hörte ich im Fernesehen vor knapp einem Jahr, kurz nach der ersten Corona-Welle: „Es folgt bald nicht eine zweite Welle, sondern eine Dauerwelle!“
Eine bekannte Politikerin sagte kürzlich: „Alle Leute müssen unbedingt zu Hause bleiben —- auch die Obdachlosen.“ Es ist übrigens dieselbe Politikerin, die im vorigen Jahr schon mal einen bemerkenswerten Ausspruch getan hat, wie Sie sich gewiss erinnern. Damals war wochenlang glühende Hitze, von Regen nicht die Spur, die Bauern mussten mit ansehen, wie das Getreide allmählich auf den Feldern vertrocknete. Wer hilft den Bauern in dieser Not? Besagte Politikerin tat den netten Ausspruch: „Keine Sorge, wir lassen die Bauern nicht im Regen stehen.“ Ach wie froh wären die Bauern gewesen, wenn sie eine Zeitlang hätten im Regen stehen dürfen.
Im Fernsehen ist oft der Politiker Lauterbach zu sehen und zu hören; das ist gar nicht schlecht. Er war allerdings kürzlich etwas verwirrt, als der Fernseh-Mensch ihn mit „Herr Laumann“ anredete. Die Situation entspannte sich aber schnell. „Falls Sie damit mich meinen,“ konterte Herr Lauterbach, und die Situation war entspannt.