Die Bekehrung des heiligen Paulus: St. Paul in Bocholt

Die Bekehrung des heiligen Paulus:  St. Paul in Bocholt, „(Kirchen-)Tor des Monats“ Nr. 1

Wir wollen in diesem Jahr – an dieser Stelle – in jedem Monat ein Kirchenportal vorstellen, entweder ein Portal in der Ganzheit oder aber ein Detail. Etliche Fotos habe ich selbst gemacht, andere meine Schwester, wieder andere habe ich in einer Broschüre oder Postkarte gefunden. Bei keinem habe ich einen Hinweis auf ein Veröffentlichungs-Verbot gefunden.

Wir beginnen also jetzt im Monat Januar mit einem wunderbaren Portal der Kirche St. Paul in Bocholt; diese Kirche ist für mich die schönste moderne Kirche im Bistum Münster, geschaffen von Gottfried Böhm. Das herrliche Bronzeportal ist von der Künstlerin  Hildegard Bienen gemacht, sie hat auch die anderen Kunstwerke in St. Paul geschaffen: die Fenster, den Altar, das Apsis-Bild, den Kreuzweg, das Taufbecken, den Tabernakel usw. – ein herrliches Gesamtkunstwerk! Ich kenne wenige Kirchen von solch einer künstlerischen Pracht. Soweit ich weiß, ist Frau Bienen 1990 gestorben und auf dem Friedhof in Marienthal beerdigt; auch ihr Grabdenkmal ist eine eigene künstlerische Schöpfung.

Das Hauptportal „Feuer“ haben wir an dieser Stelle vor drei Jahren bereits vorgestellt. Heute geht es um das ebenso schöne und kostbare Seitenportal. Es ist eine Doppelschöpfung: links die Steinigung des Stephanus, bei der Paulus anwesend ist, und links die Bekehrungsvision des Paulus vor Damaskus. Beide Bilder sind künstlerisch durch den Lichtstrahl, der offenbar ein Symbol Gottes ist, verbunden. Und das finde ich theologisch außerordentlich wichtig. Das Neue Testament erzählt, dass Paulus bei der Steinigung des ersten christlichen Martyrers Stephanus dabei gewesen sei, und dass er nicht viel später eine Bekehrungsvision gehabt habe, die ihn zum engagierten Botschafter Christi machte. Und das wird in diesem Bild sehr eindrucksvoll dargestellt. Offenbar hat die Tötung des jungen Christen Stephanus den Paulus nicht kalt gelassen, sondern dieses Ereignis war für ihn so etwas wie der  Beginn der  Bekehrung. Das Martyrium des Stephanus ist ein erster Schritt zur Bekehrung des Paulus, und der Lichtstrahl auf dem Portal, der  beide Szenen verbindet, ist dafür ein Zeugnis: Beides hat unmittelbar miteinander zu tun.

Und denen, die in die St.Pauls-Kirche kommen, mag das ein Hinweis sein: Sieh dir die Christen an! Und wenn darunter solche sind, die ihr Leben (und Sterben!) in den Dienst der Sache Jesu stellten, dann  nimm sie dir zum Vorbild. Der Glaube lebt vom Beispiel wunderbarer Menschen: die beiden christlichen französischen Martyrer Jacques Hamel und Arnaud Bertrand, die vor ganz kurzer Zeit ihr Leben hingaben für andere, sind ein Zeichen dafür, auch wenn ihre Namen und ihre Lebensgeschichten schon fast aus dem Bewusstsein der  Menschen, auch der Christen verschwunden sind. Und das ist traurig!