Doppeldeutige Wörter

Das war vor einigen Wochen auf dem Wochenmarkt in Münster. Vor dem Stand, auf dem es viele verschiedene Arten von Käse gab, war bereits eine längere Käuferschlange. Ich habe versucht, mich von der anderen Seite her einen Überblick über die vielfältigen Waren zu verschaffen, aber das hat wohl die Reihe von Kaufenden ein wenig durcheinander gebracht. Deshalb rief die Verkäuferin mir zu: „Bitte, stellen Sie sich doch hinten an der Reihe an!“ Ich reagierte spontan und auch ein bisschen ironisch: „Meine Oma hat mir aber früher öfters gesagt, ich sollte mich nicht so anstellen!“ Gelächter bei den Kunden und auch bei der Verkäuferin, „Anstellen“ und „Anstellen“ ist eben nicht dasselbe.

Die sehr unterschiedlichen Bedeutungen desselben Wortes wird mir auch klar, wenn ich kürzlich von der Spielzeugmesse in Nürnberg hörte und wenn fast gleichzeitig eine Frau mich am Telefon fragte, wann im Dom die erste Messe am nächsten Sonntag sei. „Messe“ ist nicht gleich „Messe“, im Gegenteil: Früher wusste jeder, dass eine Messe sich nur in der Kirche abspielt, womit ja gemeint ist, dass eine mehr oder weniger große Gruppe von Christen sich nach bestimmten Regeln des Jesus Christus erinnert und diese Erinnerung in einem liturgischen Mahl feiert. Der Name kommt wohl von dem früheren lateinischen Schlussgruß „Ite, missa est!“, was frei übersetzt bedeutet: „Geht, es ist Sendung!“ oder „Geht, ihr seid nun gesendet!“ Das Wort „Messe ist jedenfalls katholischen Christen vertraut: Sonntagsmesse, Jugendmesse, Kindermesse, Ostermesse… Das seit einigen Jahren das Wort „Messe“ in ganz anderem Sinn, nämlich im Sinn von „Ausstellung“ gebräuchlich ist, überrascht; denn da ist kein sprachlicher und inhaltlicher Zusammenhang.

Diese Wort-Differenz wird besonders deutlich, wenn gesagt wird, die Politiker von Regierung und Opposition hätten miteinander „kommuniziert“. Ich erinnere mich, dass ich bei der Erstkommunion vor Jahrzehnten zum ersten mal „kommuniziert“ habe, zusammen mit Gleichaltrigen. Wir haben die Kommunion zum ersten mal empfangen. Aber das gilt nicht, wenn Politiker oder Kunstexperten oder Medienvertreter miteinander kommunizieren; da ist keine Hl.Kommunion. Beide male hat das Wort „kommunizieren“ mit dem lateinischen Wort „communion“ gleich „Gemeinschaft “ oder „Gemeinsamkeit“ zu tun, aber mit völlig verschiedenen Sinn-Bestimmungen.

Schließlich sagte mir kürzlich eine Frau: „Ich leide unter Schwindel und nehme Tabletten gegen Schwindel.“ Ich fragte sie: „Schwindeln Sie mich jetzt auch nicht an?“ Da platzte sie vor Lachen. Denn „Schwindel“ und „Schwindel“ ist etwas völlig Verschiedenes. Vielleicht kennen Sie auch ähnliche Wort-Widersprüche!