Maria

Ich weiß nicht genau, wo ich dieses Foto gemacht habe. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es auf einer Spanienfahrt im Jahre 1990, und ich vermute nach allen Untersuchungen, die ich inzwischen gemacht habe, dass es eines der Bronzeportale an der Kathedrale von Burgos ist, einer Stadt, die ja allen Jakobspilgern vertraut ist, übrigens eine der schönsten Kirche in Spaniens, jedenfalls von denen, die ich auf meinen Pilgerreisen nach Santiago de Compostela gesehen habe.

Auch das Entstehungsdatum dieser bronzenen Marien-Darstellung weiß ich nicht. Es muss der Gestalt nach in der Bronzezeit oder schon in der Spätgotik gemacht sein: ein bronzenes Relief in einer recht lebendigen Darstellungsweise.

Und damit kommen wir zur Darstellung selbst. Im Mittelpunkt steht Maria, übrigens mit einem Heiligenschein. Aber da kommt noch eine andere „Kopfbedeckung“ dazu: die Krone für eine Königin, die ihr von zwei Engel auf den Kopf gesetzt wird. Das ist kein ungewöhnliches Marien-Motiv. Die Kröning Mariens ist eine der häufigsten Interpretationsbilder der Marienfrömmigkeit; wir kennen das aus Liedern, aus Gebetstexten und nicht zuletzt aus dem Fest „Mariä Königin“, das vor wenigen Tagen gefeiert wurde. Bemerkenswert:  Hier wird Maria nicht, wie sonst gewöhnlich, von dem Vatergott und dem Sohngott gekrönt,  sondern von zwei Engeln.

Aber etwas anderes ist noch viel ungewöhnlicher; Maria hat auf dem Arm das Kind. Der Kronprinz? Vermutlich soll hier die Mutterschaft Mariens besonders betont werden, mehr als die Königin. Oder soll gesagt werden, dass die Mutterschaft Mariens wichtiger ist als ihr Königin-Status. Jedenfalls sitzt Maria mit dem Kind auf einer Art Thron. Das Kind trägt eine Art Chormantel, also auch ein sehr herrschaftliches Kleidungsstück, und damit ist das Kind nicht so nackt wie auf vielen anderen, besonders weihnachtlichen Darstellungen, sondern durchaus als Herrscher. Und daneben einige Leute (Engel?), die Musik machen. ich kann nicht alle Details erkennen, aber offenbar spielt jemand rechts vorn auf einer Geige, links vorn auf der Gitarre oder einem ähnlichen Instrument, und dahinter hinter jemand mit einem Zupfinstrument wie eine keine Harfe; ein nettes Miniorchester, das hier Maria die Ehre gibt.

Das Bronzeportal-Bild gefällt mir, weil es ohne jeden Kitsch etwas über eine gute Marien-Frömmigkeit aussagt.