Karneval 2019

Karneval 2019

 

So, das war also das Evangelium,
ihr denkt, der Pope da vorn bleibt jetzt stumm,
mag der Pope da vorn auch noch so viel labern,
ich werde ein ruhiges Schläfchen haben.
Man schließt nun die Augen, ach ist das herrlich.
Ach, glaubt mir, ich schlafe gerne, ehrlich!
Man kann es sich also gemütlich machen
und schlafen und träumen und all solche Sache.

 

Und dann plötzlich wird man aufgeweckt,
die Worte haben mich erschreckt.
„Den Balken im Auge bemerkst du nicht?“
Reib mal die Augen, es wird plötzlich Licht!
Der Balken im Auge fällt krachend zu Boden;
denn du denkst jetzt an alle die Eposoden,
als du den Bruder, die Schwester verletztest,
indem du die Nähe zu ihnen zerfetzest.
Jetzt machen wir hier eine große Zäsur,
zum Nachdenken gibt’s eine lange Spur.
Alsdann, wir wollen nicht moralisieren.
An Karneval würde das zu nichts führen.
Die Freude steht heute ganz vorne vor;
Wir öffnen der Seligkeit weit unser Tor.

 

Das Evangelium heute ist rund und bunt.
Wovon `s Herz voll ist, davon spricht der Mund.
Deswegen können wir heute sagen,
was wir sonst nur im Herzen tragen.

 

Die Menschen sind meistens herrliche Leute,
zum Beispiel Ihr alle im Gottesdienst heute.
Wenn man Sie sieht, möchte’ vor Freude man schrei’n.
Warum können nicht alle Menschen so sein?
Zum Beispiel die, die auf Fußgängerstraßen
auf Rädern durch die Menschen rasen,
obwohl das doch streng verboten ist.
Gesetze sind solchen Leuten wie Mist.
Und alle, die mich mit Fäusten boxen,
armselige Leute, sie sind zum Kotzen.
Und die vor mir die Türen zuknallen,
denen möchte ich am liebsten auch eine knallen.
Nein, das Miteinander ist oft nicht schön,
das kann ich auf der Ludgeristraße  seh’n.
„Ein guter Mensch bringt Gutes hervor“,
so kam es im Bibeltext eben vor.
Sei’n wir wie ein Baum, der Gutes bringt,
Beste Früchte, unbedingt.

 

Und die Politik? Da graust es mir.
Von manchen schweigen wir besser hier:
Von dem geisteskranken Amerikaner,
ach wäre er wenigstens etwas humaner
auch zu den armen Heimatlosen.
Sollten wir nicht alle liebkosen,
die in unser schönes Europa fliehen,
um sich der Not und dem Tod zu entziehen.

 

Und viele Politiker in unserm Land,
geben sich kaum noch ehrlich die Hand,
stattdessen beschimpfen sie sich gegenseitig,
statt friedlich geben sie sich lieber streitig
und oft geht es ihnen ums Geld allein.
Wie schön könnte unsere Welt doch sein!

 

Es gibt sogar solche, die schämen sich nicht
und sitzen über den Tod zu Gericht.
Kleine Babys, noch nicht mal geboren,
werden sehr oft in den Tod gezogen.
Unser ganzes Land müsste Erbeben,
weil Kinder dem Tod werden übergeben.
Wo massenhaft Kindermord geschieht,
da sängen wir besser ein trauriges Lied.
Und man sollte nur solche Politiker wählen,
die zu den Kleinstkinder-Schützern zählen.

 

Wir wechseln das Thema und schauen betreten
auf unsere Kirche, für die wir oft beten.
Die Kirche leidet an vielen Ecken,
ich möchte mich manchmal an liebsten verstecken.
Die ist so hilflos bei den Problemen,
die die Leute heute allemal quälen.
Viele Kirchen werden heute profaniert,
so sagt man, wenn Kirche zur Kneipe wird
oder Kletterraum oder auch Turnhalle.
Das passiert vielen Kirchen, zum Glück sind’s nicht alle.
Kirchen werden sogar abgerissen,
das ist wirklich total beschissen.
Früher, vor mehr als 200 Jahren,
hat sich unter Napoleon zugetragen,
dass man Kirchen und Klöster zerstörte
und dadurch die Glaubensnot heftig vermehrte.
Und was Napoleon damals befahl,
macht die Kirche selbst heute viele Mal.
Dies also sei uns ein Warner:
Die Kirche der Dominikaner,
diesen früher sehr spirituellen Ort,
da konnten die Leute begegnen dem Gott,
diese Kirche wurde kürzlich entweiht
von den zuständigen Kirchenleut’;
die einzige Kirche in unserer Stadt,
die eine Stankt Ulrichs-Statue hat.
Jetzt gehen die Leute nur noch dorthin
Und verehren den heiligen Sankt Pendelin.

 

Und dann denke ich an ein Problem,
dass viele mit eigenen Augen sehen.
An manchen Orten, vor allem kleinen,
möchten die Christen am liebsten weinen,
weil es dort keine Priester mehr gibt
und das Leben der Christengemeinde stirbt.
Natürlich, hier um den Münsterschen Dom,
da wimmelt’s von Priestern, das kennt Ihr ja schon.
An manchem schönen Kirchen-Ort,
betreibt man gigantischen Priester-Import
aus Asien, Indien, Afrika,
also umgekehrt, wie es früher war.
Was also tun? Es wäre nötig,
Die vielen Laien würden nun tätig
Und dürften endlich Gemeinden leiten
Mit großem Talent und geistlichen Weiten.
Und ist die Not nicht endlich so weit,
dass man auch Frauen zu Priestern weiht?
Dann wäre das Problem ganz behoben,
und alle würden die Bischöfe loben.
Aber manchmal habe ich den Verdacht,
dass Priesterinnen sie bange macht.
Und es schiene den Bischöfen nicht zu behagen,
wenn Frauen das letzte Wort immer haben.
So bleibt die Zwei-Klassengesellschaft für immer,
von christlicher Gleichheit wirklich kein Schimmer.
Das ist erst später im Jenseits so weit.
Bis dahin haben wir noch viel Zeit.

 

Kürzlich habe ich mal gelesen,
beim Abendmahl wären nur Männer gewesen,
deswegen würden nur Männer geweiht,
keine Frauen, und seien sie noch so bereit.
So’n Quatsch; denn das Letzte Abendmahl
war das Pessachfest, ein Familienmahl,
viele Frauen und Kinder nahmen dran teil:
allen zum Segen, allen zum Heil.
Unmöglich, dass Jesus wollte allein
nur mit zwölf Männern beim Abendmahl sein.
Die Maler des Mittelalters haben
und Heutigen ein Schnippchen geschlagen:
Jesus, elf Männer und eine Frau!
Betrachtet die Bilder mal ganz genau! 

 

Doch, Gleichberechtigung gibt es schon,
und zwar ab sofort im Kölner Dom.
Nein, nicht bei den Herren in bunten Soutanen,
bei Domherren, Bischöfen, Priestern, Prälaten.
Sondern zur Aufsicht im Hohen Dom,
die Männer durften das lange schon:
Den Männern den Hut vom Kopf abnehmen,
und alle ermahnen zu gutem Benehmen,
und aufdringlich bitten um möglichst viel Geld,
mit dem man den Dom in Stande hält.
So fängt die Gleichberechtigung an,
das ist aber sehr wenig, Mann oh Mann.

 

Ein serbischer Bischof schoss in das Bein
eines Jagdkollegen oben hinein.
Er hat ihn also ins Bein geschossen,
da ist eine Menge Blut geflossen.
Er hatte ein Wildschwein avisiert,
sich in der Person aber heftig geirrt.
Wenn Bischöfe mit der Knarre hantieren,
dann lauft schnell weg, sonst könnt’ was passieren.

 

Das reicht! Jetzt kann es weitergeh’n.
Ich wünsche Euch allen: Feiert schön!
Heute ruft Ihr noch: Helau!
Und in sieben Wochen ganz genau
geht der Jubelruf dann weiter,
aber ein anderer, ein zweiter,
mit einem völlig neuen Sinn.
Dann ist das Halleluja drin
Halleluja werden schreien,
die sich über Ostern freuen.

 

(Autor: Ulrich Zurkuhlen  2./ 3. März 2019, St. Joseph Münster-Süd)