Schweinereien.

Foto: Michael Bönte
Erinnern Sie sich an die berühmte Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten? Ihr Denkmal befindet sich auf dem Rathausplatz in Bremen. Die vier Tiere lösten, indem sie sich übereinander stellten, solch einen Schrecken aus, dass sie, zumal sie laute Töne von sich gaben, zum Schrecken der Stadt Bremen wurden.
Meine vier Stadtmusikanten haben z.T. auch ein lautes Organ. Der unterste kann nicht nur laufen, indem man ihn mit einem Hebel in Laufbewegung versetzt, sondern gibt die für Scheine typischen Laute von sich. Das Schwein direkt darüber grunzt, wenn man auf den Bauch drückt. Die beiden oberen sind stimmlos, aber sie sind ja auch noch ziemlich klein. Wenn man das untere in Bewegung setzt, fangen alle vier an zu laufen; aber nicht lange, denn nach einer kurzen Strecke fällt mindestens eines herunter.
Schweine haben einen eigenartigen doppeldeutigen Symbol-Wert. Einerseits stehen sie für Schmutz und Unrat; angeblich wühlen sie im Drcek. Aber das ist eigentlich ungerecht. Denn wenn sie genügend Bewegungsfläche haben, wühlen sie überhaupt nicht im Dreck, sondern sind eher saubere Tiere. Sie sind sehr kommunikativ. Wenn man zu einem Menschen sagt „Du Schwein!“ tut man den Schweinen Unrecht. Das habe ich vor vielen Jahren erlebt, als ich in meinem Pfarrgarten in Bocholt ein Päärchen Hängebauchschweine hatte; die beiden waren übrigens sehr scheu. Und wenn ich zu einem der beiden sagte: „Du Schwein!“ kam es fröhlich an den Zaun gelaufen. Wenn ich aber sagte „Du Mensch!“ wandte es sich angewidert ab und lief hinter die Hütte der beiden.
Schweine sind die Tiere, die dem Menschen am meisten verwandt sind. Sie sind Allesfresser, leben in Gemeinschaft, und einige ihrer Organe können auf den Menschen transplantiert werden; das ist nur mit Schweinen möglich, mit keinem anderen Tier.
Der vor einigen Wochen erfolgte Jahreswechsel hatte auch mit Schweinen zu tun. Denn das Schwein ist ein Glückssymbol. Das hat verschiedene Ursachen, die wir hier nicht alle erörtern können. Aber es hat wohl mit dem freundlichen Gesichtsausdruck der Schweine zu tun. Aber es war auch so, dass Schweine stets als treue Gefährten der Menschen galten. Ein Schwein, am besten noch mit einem vierblättrigen Kleeblatt im Mund, ist ein Glückszeichen schlechthin. Und in längst vergangenen Zeiten war der Mensch, der als der glückliche Besitzer eines Schweines galt, ein reicher Mann.
Für Juden war das Essen von Schweinefleisch verboten, und für Muslime ist es das auch. Die Ursachen sind unklar. Hat es damit zu tun, dass Schweinefleisch schnell verdarb und für Menschen, die das Schweinefleisch aßen, tödlich war? Oder stimmt die Deutung, dass andere Tiere wie Schafe und Rinder die Pflanzen abfressen, so dass diese wieder nachwachsen können, Schweine aber die Wurzeln zugleich mit den Pflanzen mit herauswühlen? Kann sein. Jedenfalls war es für die Schweine wohl ein Glücksfall, dass sie nicht gegessen werden durften; das hat vielen von ihnen das Leben gerettet.
Es wird die schöne Geschichte erzählt, ein Schwein habe eine Kuh gefragt, warum die Kuh und ihr Kalb bei den Menschen so beliebt sei, das Schwein aber eher nicht. Die Kuh sagte darauf: „Ganz einfach: Von mir haben die Menschen schon zu meinen Lebzeiten etwas, wenn sie zum Beispiel meine Milch trinken; von dir haben sie aber erst etwas, wenn du tot bist; vorher haben sie von dir keinen Nutzen.“ Es wird gesagt, diese Geschichte habe ein junger Mann seiner Erbtante erzählt, die ihm, jedenfalls materiell, erst etwas nützt, wenn sie tot ist.
Jemand hat gesagt: „Die größte Sauerei ist es, dass die Schweine Schweine heißen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.