Frohe Ferien.

Das Bild assoziiert Ferien; der Schirm ist aufgespannt zum Schutz vor der Sonne, das Badetuch trocknet auf dem Stuhl, offenbar ist jemand gerade fortgegangen, vielleicht zum Mittagessen oder zur Mittagsruhe, und wird bald wiederkommen. Man weiß nicht, was im Rücken des Fotografen vor sich geht; vielleicht steht da eine Meute von aufgescheuchten Leuten, oder es stehen dort Massen von Liegestühlen, oder vielleicht ist da auch eine Strandpromenade mit zahllosen Kiosken oder… Das Bild jedenfalls erzählt von unendlicher Ruhe, von allem, wonach sich der Urlauber sehnt, vorausgesetzt, dass er sich nicht in den Trubel einer großen Kulturfahrt oder in ballermann-ähnliche Milieus begibt.

Bald beginnen in unserem Bundesland die Ferien, die Nachbarn in Niedersachsen müssen noch ein paar Wochen warten; das ist die Ungerechtigkeit der Welt. Bei uns haben die Kinder „nur“ sechs Wochen Sommerferien, in Frankreich und zahllosen anderen Ländern dauern die Sommerferien doppelt so lang. Die Karawanen von Holländern werden wieder in langer Reihe über die rechte Spur unserer Autobahnen schleichen, und es ist zu vermuten, dass viele holländische Kleinstädte in den Sommermonaten völlig ausgestorben sind, total menschenleer; alle Bewohner befinden sich auf deutschen Autobahnen. Umgekehrt werden allerdings die Holländer vermuten, dass sich große Teile der deutschen Bevölkerung auf den holländischen Nordseeinseln oder dem Küstenstreifen zwecks Urlaub befinden.

Das Wort „Ferien“ kommt aus dem Lateinischen; mit „feria“ wurde ein Tag bezeichnet, an dem eine gottesdienstliche Feier stattfand. Noch heute werden in der Liturgie die Wochentage mit „feria prima“, „feria secunda“, feria tertia“ usw. aufgezählt. „Ferien“ haben also ursprünglich geistliche Bedeutung; aber das wissen wahrscheinlich die wenigsten Ferien-Leute, auch wenn man feststellen kann, dass nicht wenige Menschen, die sonst eine gewisse Distanz zum religiösen Leben haben, in den Ferien auch mal dann und wann eine Kirche besuchen und sogar am Sonntagsgottesdienst in der Kirche des Ortes teilnehmen. Ich habe das öfters in Ameland beobachtet, und vor vielen Jahren habe ich mit einer Schülergruppe Campingseelsorge auf einem großen Camping-Platz bei Gerona, genau in Calella, gemacht, das die Spanier wegen der 40 000 deutscher Urlauber „Calella de los Alemannes“ nennen. Wir waren damals überrascht, wie viele Urlauber unsere geistlichen Angebote annahmen.

Beim Wort „Urlaub“ hat man allerdings mehr an die arbeitsfreie Zeit zu denken; das Wort kommt aus dem Westgermanischen und ist verwandt mit „erlauben“: Man erlaubt sich etwas! Seit 1969 gibt in der Bundesrepublik Deutschland ein einheitliches Urlaubsgesetz. Demnach hat jeder Arbeiter und Angestellte bis 35 Jahre einen Anspruch auf bezahlten Urlaub von mindestens 15 Tagen; wer älter als 35 ist, sogar einen Anspruch auf mindestens 18 freie Wochentage. Der Urlaubsanspruch beginnt, wenn jemand ein halbes Jahr im Arbeitsverhältnis ist. Das Gesetz schreibt allerdings auch vor, dass die Urlaubszeit der Erholung dienen soll, das Arbeiten gegen Geld ist im Urlaub verboten.

Das Markus-Evangelium erzählt, dass Jesus seinen Jüngern nach stressreichem Tag Urlaub an einem einsamen Ort verordnet habe. Jesus war ein Menschenkenner; er wusste, dass Arbeit und Erholung in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen müssen.

In diesem Sinne: Frohe Ferien!