Marienkäfer
Wenn von Käfern und vom Monat Mai die Rede ist, denkt jeder an die Maikäfer, von denen vor einigen Jahren gesagt wurde, sie seien vom Aussterben bedroht. Aber der Eindruck ist ein anderer, wenn ich sehe, wie Dutzende von Maikäfern abends um die Lampen kreisen und bisweilen benommen am Boden liegen, weil der Zusammenstoß mit den Leuchtkörpern ihnen wohl nicht ganz gut bekommen ist.
Wenn aber der Mai der Marienmonat ist, passen die Marienkäfer mindestens ebenso gut zum Mai, und das ihnen ja wohl den Namen gegeben. Ich kann nicht feststellen, ob es einen „offiziellen“ Namen gibt und der Name „Marienkäfer“ eher ein volkstümlicher ist; wie dem auch sei: Jeder weiß, wie ein Marienkäfer aussieht, und das ist wunderschön. Kaum ein Tier hat eine so tiefe rote Farbe, und in einem wunderbaren Kontrast dazu stehen die schwarzen Flecken. Wenn die Marienkäfer um die Lampen fliegen, sind es kleine rote Pünktchen fast wie Glühwürmchen.
Jemand hat mir erzählt, dass die Farben des Marienkäfers in besonderer Weise an die Gottesmutter erinnerten: Das tiefe Rot ist die Farbe der Liebe, und wer stände mit seiner Gottes- und Nächstenliebe markanter für die Liebe ein, als Maria? Aber die Liebe ist durchsetzt von den schwarzen Punkten des Leids; denn auch dafür steht Maria: Viele Bilder zeigen sie als die Leidende. Und so gehen in Maria Liebe und Leid eine eigenartige Verbindung ein, die sich auf dem Panzer des Marienkäfers abbildet.
Der Mai ist der Marienmonat; der Marienkäfer gehört also in diesen Monat, der der Gottesmutter geweiht ist, unbedingt hinein.
Ulrich Zurkuhlen (Mai 2003)