Der Engel von Chartres

Vor fünf Jahren war ich im Februar mit einer Reisegruppe in Chartres, und viel eher, ich meine so etwa im Jahr 1991, habe ich eine große Pilgergruppe von Münsteranern und Bocholter u.a. auch nach Chartres geführt. Einer der absoluten Höhepunkte: Die steinerne Plastik des Engels an der Westseite der herrlichen Kathedrale, etwa aus dem 14. Jahrhundert. 4000 später wurde ihm die Sonnenuhr angeführt.

1906 hat dann Rainer Maria Rilke das wundervolle Gedicht über den Engel von Chartres geschrieben, vielleicht die schönster Interpretation des Engels:

Im Sturm, der um die starke Kathedrale wie ein Verneiner stürzt der denkt und denkt,

fühlt man sich zärtlicher mit einem Male von deinem Lächeln zu dir hingelenkt:

lächelnder Engel, fühlende Figur, mit einem Mund, gemacht aus hundert Munden:

gewahrst du gar nicht, wie dir unsre Stunden abgleiten von der vollen Sonnenuhr,

auf der des Tages ganze Zahl zugleich gleich wirklich, steht in tiefem Gleichgewichte,

als wären alle Stunden reif und reich.

Was weißt du, Steinerner, von unserm Sein? und hältst du mit noch seligem Geschichte

vielleicht die Tafel in die Nacht hinein?

Und das ist das Bild des Engels von Chartres: