Bischof Jacques Galliot ist tot …,

diesen ehemaligen Bischof von ‚Evreux in Nordfrankreich habe ich ganz außerordentlich geschätzt; sein Tod vor einigen Monaten hat mir sehr leid getan. Wer war Gaillot? Er war seit 1982 Bischof, und zwar ein ganz wunderbarer. Man nannte ihn einen „Kirchenreformer“, und wenn es mehr von seiner Größe gäbe, wäre mir um die Zukunft der Kirche nicht bange. Er war für die Aufhebung des Zölibats. Er plädierte für das Priestertum der Frauen. Er war für die Ehe gleichgeschlechtlicher Menschen, und fragte bei solchen strittigen Fragen: „Warum soll das in der Kirche nicht möglich sein?“ Er nahm am evangelisch-lutherischen Abendmahl teil, segne wiederverheiratete Geschiedene; er segne auch „Homo-Ehen“. Er bildete Laien, auch Frauen, zu Gemeindeleitenden aus. Für ihn war wichtig das Evangelium und dann auch die Menschenrechte. Er arbeitete für Obdachlose, zusammen, mit vielen Menschen aus vielen Kirchen und Ideologien.

Zum Bruch mit der Bischofskonferenz kam es 1983, als er öffentlich Kritik übte am „NATO Doppelbeschluss, durch den, wie er kritisch und vorwurfsvoll meinte, Frankreich zur Atommacht würde. Er protestierte lautstark gegen Politiker, die das Asylrecht einschränken wollten. Das brachte ihn endgültig bei den konservativen Kräften in Verruf, und so wurde er 1995 von Rom als Bischof von Evreux entlassen. Ich habe den Skandal damals sehr verfolgt. Soweit ich mich erinnere, machte damals ein in Rom tätiger afrikanischer Kardinal den Spion, der für seine Absetzung sorgte. Gaillot gründete daraufhin mit Gleichgesinnten eine Webseite,die sich „Partenia 2000“ nannte. Er hatte somit als „Bischof von Partenia“ mehr als 100 000 Follower. Seit 2010 zog er sich zurück. Er ist 87 Jahre alt geworden. In einem seiner letzten Interviews sagte er: „Die konservativen Katholiken haben gesiegt.“

Aber jetzt kommt noch etwas sehr Wichtiges: Als ich neun Jahre lang (1985 bis 1994) theologischer Fachmann in der Akademie Franz-Hitze-Haus war, habe ich Bischof Gaillot zu einer Veranstaltung hier in Münster im FHH eingeladen, natürlich in voller eigener Verantwortung. Es war ein wunderbarer Tag; der Vortragssaal war brechend voll. Und ein Geschenk an mich: Bischof Gaillot hat mir ein großes Plakat geschenkt mit einem seiner berühmten Zitate (deutsch und französisch): „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“ Und darunter hat er sein eigenhändiges Autogramm gesetzt. Dieses Plakat hängt seitdem im Flur meiner Wohnung, und ich komme mehrmals am Tag daran vorbei.

Ahnen Sie, wieso ich Bischof Galliot so außerordentlich geschätzt habe?