„Hinter’m Mond“

Den Ausdruck „Er ist hinter’m Mond“ kenne ich schon seit vielen Jahren, und den meisten Leuten geht es wahrscheinlich genauso. Man sagt von jemandem, er sei „hinter’m Mond“, und will damit sagen: „er ist total weltfremd, er ist saudumm, er weiß nicht, wie das Leben geht.“ Oder:“er ist ein völliger Versager, weil er gar nicht merkt, wie es in der Welt zugeht.“ „die Welt ist ihm völlig fremd.“ Wahrscheinlich ist es allerdings wohl so, dass man es nicht direkt dem Gemeinten sagt, sondern lieber in der dritten Person von ihm spricht. Das ist ja ohnehin eine seltsame Schwäche unseres gesellschaftlichen Miteinander, dass man lieber über Dritte spricht; das bringt weniger Konflikte hervor.

Aber wieso „Mond“? Das lässt sich leicht erklären, denn der Mond ist weit von uns weg; man sieht seine Oberfläche, aber was dahinter ist, ist uns unbekannt. Die Rückseite des Mondes, also das, was dahinter ist, ist nahezu völlig unbekannt. Da rätseln selbst qualifizierte Forscher. Jedenfalls bis vor Kurzem! Ich erinnere mich, dass vor ganz kurzer Zeit in Zeitungen zu lesen war, dass chinesische Forscher eine Rakete oder etwas ähnliches, vielleicht ein Raumschiff, an die Rückseite des Mondes gebracht hätten. Und das ist wirklich eine Sensation: Was noch nie Menschen gelang, fand jetzt zum ersten mal statt: die anfängliche Erforschung der Mondrückseite. Das ist sehr spannend.

Und vor wenigen Tagen war in denselben Zeitungen zu lesen, dass es nun auch erste Fotografien von der Mondrückseite gebe. Die sind zwar weitgehend noch nicht veröffentlicht, aber ich finde, dass das eine sehr spannende und erwartungsreiche Mitteilung ist. Wir werden dann wahrscheinlich die ersten Menschen überhaupt sein, die sich ein Bild von der Mondrückseite machen können.

Und was ich am spannendsten finde, ist ja wohl das, was in dem oben genannten Satz zum Ausdruck kommt: Wird es wirklich möglich sein, dass wir auf solchen Bildern endlich Dokumente erhalten, wer „hinter’m Mond“ ist. Werden es sogar bekannte Leute sein? Werden unter den Leuten, denen wir auf den Bildern begegnen, solche sein, die wir aus unseren heutigen Medien kennen? Solche, die sich dauernd zu Wort melden, aber von denen wir ehrlicherweise sagen müssen, dass sie „hinter’m Mond“ sind? Und dass wir dafür endlich Beweise haben werden? Und ob unter diesen mehr oder weniger Prominenten auch Leute sind, die in der Kirche gern ein Machtwort sprechen, ob mit oder ohne Mitra?

Da bin ich sehr gespannt, und Sie sind es wahrscheinlich auch!