Das Heilige Grab in Görlitz

Görlitz ist die schönste Stadt Deutschlands! So stand es kürzlich in einem Reiseprospekt. Mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber ganz falsch ist es nicht. Es ist jedenfalls eine wunderschöne Stadt und wird seit der Wende von vielen Touristen besucht, nicht nur die Stadt am linken Ufer der Neiße, sondern auch das polnische Gegenstück Gorzelec an der rechten Seite; die Neiße ist die Grenze zwischen Deutschland und Polen.

Ich bin zum ersten mal im Mai 1990 mit dem Bayrischen Pilgerbüro nach Görlitz gefahren und dann noch viermal, zuletzt als Pilgerfahrt mit 80 Teilnehmenden im Jahr 2015. Wir haben alle zwei Jahre eine große Pilgerfahrt gemacht, und das Jahr 2015 führte uns nach Görlitz, Kloster Marienthal, Kloster Grüssau und zum Fastentuch in Zittau, eines der schönsten geistlichen Kunstwerke in Deutschland. Es war eine herrliche Fahrt, und ich denke noch oft daran.In Görlitz sind etliche religiöse Schwerpunkte und Görlitz ist sehr bekannt geworden durch den Kreuzweg, der an der mächtigen Peterskirche im Zentrum von Görlitz beginnt und am Heiligen Grab endet; das Foto zeigt die Heilig-Grab-Kapelle; ich habe sie auf der Wallfahrt 2015 selbst fotografiert; Sie ist die Mitte des Golgatha-Parks, in dem an einigen Stellen Einzelheiten des Leidenswegs Jesu nachgebaut sind.

Das Heilige Grab in Görlitz hat eine große, unübersehbare Ähnlichkeit mit dem Grab Jesu, das in Jerusalem im Innern der Grabeskirche steht, während in Görlitz das Grab draußen steht, von weitem sichtbar. Ich denke natürlich ganz besonders an das Heilige Grab in Jerusalem. Es hat für mich eine ganz hohe Bedeutung; denn es war jahrelang mein Traum, an meinem 50. Geburtstag im Jahr 1989 in dieser Kapelle die Heilige Messe feiern zu dürfen. Und das war einfacher als gedacht: Die Franziskaner, die in Jerusalem katholischer seits die Grabeskirche bewachen, gaben mir ziemlich kurzfristig die Erlaubnis, an meinem Geburtstag dort die Messe zu feiern. Wir waren mit fünf Personen, außer mir, mein Zivi, der mich auf dieser Autofahrt(!) von Münster nach Jerusalem begleitete (und vor wenigen Monaten in der Nähe von Telgte tödlich verunglückt ist!) Und dann waren da noch drei italienische Frauen, die mich unbekannter weise fragten, ob sie die Messe mitfeiern dürften. Klar! Selbstverständlich. Aber dann war der kleine Raum auch ausgefüllt.Auf der Grabplatte des Jesusgrabes lag eine Holzplatte als Altar.. Dieses Ereignis war eines meiner stärksten Erlebnisse meines Lebens.

Das Heilige Grab in Görlitz ist etwa zwischen den Jahren 1481 bis 1489 nach dem Muster der Original-Kapelle in Jerusalem nachgebaut. Das gibt es öfter: Ich erinnere mich zum Beispiel an das Heilige Grab in Eichstätt und anderswo. Übrigens heißt der sehr empfehlenswerte Pilgerweg, an dem Görlitz liegt, „via sacra“, also „Heilige Straße“. Das ist sehr aufschlussreich.