Aktuelles Tier und Mensch
Ja, was ist nun eigentlich der Unterschied von Tier und Mensch? Blöde Frage! Das wird ein Mensch doch wohl merken, falls er nicht besoffen in der Gosse liegt: Ist das vierbeinige Wesen, das da gerade bellend herankommt und sein Häufchen auf der Straße hinterlässt, ein Tier oder ein Mensch? Lassen wir das zunächst!
Aber die Forscher und Tier-Wissenschaftler beschäftigen sich seit langer, langer Zeit mit dieser Frage, weil man aus vielen archäologischen Funden nicht sofort mit Sicherheit erkennen kann, ob ein Mensch oder ein Tier die Ursache ist. Etwa wenn man bei Ausgrabungen antiker Lebensräume die Reste von Feuer findet, also Asche. Wer ist der Urheber? Bei Skelettfunden ist es nicht immer einfach, etwa bei Knochen, die möglicherweise schon Jahrtausende alt sind, mit wissenschaftlicher Präzision zu sagen: Tier oder Mensch?
Mein genialer theologischer Lehrer Karl Rahner in Innsbruck hat dazu in einigen Vorlesungen – das war vor 60 Jahren – eine wichtige Unterscheidung gemacht: Wenn man Reste von Feuer findet, haben dort mit absoluter Sicherheit Menschen gelebt; denn Tiere können kein Feuer machen. Da kam mir sehr gelegen, dass kürzlich zu lesen war, bereits vor 780 000 Jahren hätten Menschen das Feuer zur Bereitung von Speise verwendet. Spuren davon hat man im nördlichen Jordantal in Israel gefunden. Das ist sensationell; denn bisher war man der Ansicht, die bewusste Erhitzung von Lebensmitteln sei rund 170 000 Jahre alt; das ist ein Unterschied! Damit ist der Gebrauch des Feuers und die Herstellung von Feuern viel älter als bisher vermutet, und das bedeutend: Schon vor fast 2 Millionen Jahren war der Mensch in seiner Lebens- und Essens-Praxis viel älter als bisher vermutet.
Tier oder Mensch? Da taucht bei mir die ebenfalls uralte Frage auf, ob nur Menschen, aber keine Tiere in den Himmel kommen. In meinem Bücherregal stehen dazu zwei Bücher: Frage und Antwort! Das erste Buch ist von Marcello D’Orta: „Kommen Tiere in den Himmel?“ so ist der Buchtitel mit vielen sehr interessanten Kinderaufsätzen. Das zweite Buch ist von dem bayrischen Schriftsteller und Philosophen Helmut Zöpfl und gibt die klare Antwort auf die Frage: „Tiere kommen in den Himmel“.
Die schönsten Gedanken zu diesem Thema kommen von Wilhelm Busch:
Der heil’ge Antonius, so wird berichtet – hat endlich ganz auf die Welt verzichtet,
ist tief, tief hinten im Wald gesessen, – hat Tau getrunken und Moos gegessen
und sitzt und sitzt an diesem Ort – und betet, bis er schier verdorrt
und ihm zuletzt das wilde Kraut – aus Nase und aus Ohren schaut.
Er sprach: „Von hier will ich nicht weichen, – es käm‘ mir denn ein glaubhaft Zeichen.“
Und siehe da! Aus Waldes Mitten – ein Wildschwein kommt daher geschritten.
Das wühlet emsig an der Stelle – ein Brünnlein auf, gar rein und helle
Und wühlt mit Schnauben und mit Schnüffeln – dazu hervor ein Häuflein Trüffeln.
Der Heil’ge Antonius, voll Preis und Dank – setzte sich nieder, aß und trank
und sprach gerührt: „Du gutes Schwein! – Du sollst nun ewig bei mir sein!“
So lebten die beiden in Einigkeit – hienieden auf Erden noch lange Zeit!
Und starben endlich und starben zugleich – und fuhren zusammen vor’s Himmelreich.
„Au weih geschrien! Ein Schwein, ein Schwein!“ – So huben die Juden an zu schrein.
Und auch die Türken kamen in Scharen – und wollten sich gegen das Schwein verwahren.
Doch siehe, aus des Himmels Tor – tritt unsre liebe Frau hervor.
Den blauen Mantel hält die Linke, – die Rechte sieht man sanft erhoben
zum freundlich ersten Gnadenwinke, – so steht sie da, von Glanz umwoben.
„Willkommen, gehet ein in Frieden! – Hier wird kein Freund vom Freund geschieden.
Es kommt so manches Schaf herein, – warum nicht auch ein braves Schwein!“
Da grunzte das Schwein, die Englein sangen; – so sind sie beide hinein gegangen.