Die schönste Zeit meines Leben

Haben Sie/ hast Du schon einmal in einer stillen Stunde darüber nachgedacht, welche Zeit die bisher schönste im Leben gewesen ist? – In einer bekannten deutschen Tageszeitung wurde kürzlich von einer Untersuchung berichtet, die eine Wissenschaftlerin an der spanischen Universität Vigo vorgenommen hat und die sehr breites Interesse gefunden hat. Da waren also 57 000 Menschen in 13 Ländern, darunter Deutschland, Spanien, Frankreich, Schweiz u.a. gefragt worden, welche(s) Jahr(e) im Rückblick auf das bisherige Leben am interessantesten und schönsten gewesen sei; alle Befragten waren älter als 50 Jahre und blickten also schon auf ein längeres Leben zurück. Ein erstes Ergebnis: Wer in der Gegenwart glücklich und mit seinem Leben zufrieden ist, hat auch einen besseren Blick auf die vergangene Lebenszeit – und umgekehrt!

Die Frage war also: Welche Jahre der eigenen Biographie waren bislang die besten? Die Kindheit etwa mit Freude und Glück, das Eltern dem Kind geschenkt hatten? Weit gefehlt! Nur prozentual sehr wenige hatten die eigene Kindheit als besonders glücklich in Erinnerung. Da gab es Enttäuschungen und Konflikte mit den Eltern, die diese vielleicht gar nicht so wahrgenommen hatten; Mühe in der Schule; Streit und vor allem Rivalität mit Gleichaltrigen; Überforderung; vor allem bei Eltern und Lehrenden wenig Verständnis für die kindliche Seele.

Auch im hohen Alter ab etwa 75 Jahren wird das Leben wieder ziemlich belastet durch Krankheit, durch Tod lieber Menschen, durch Enttäuschung über den eigenen Lebensverlauf. Die Lebensmitte ist relativ neutral.

Und die beste Zeit? Zwischen 30 und 34 Jahren, so ist das Ergebnis der Befragung.. Da hat das Leben die meisten prägenden Erinnerungen hinterlassen. Erfolg im Beruf, Gründung einer Familie, Liebe und Vertrautheit; Freundschaft, Partnerschaft, vertrauensvolle Kollegialität. Aber es sind nicht nur diese paar Jahre, die im Rückblick positiv herausragen, sondern es ist die Zeit, die offensichtlich über Jahre und Jahrzehnte dem Leben eine positive Prägung gegeben hat.

Mich hat interessanterweise beeindruckt, dass meine Zeit zwischen dem 30. und 34. Lebensjahr die ersten Jahre ( von neun!) auf der Loburg waren, wo ich als Präses/Internatsleiter nicht nur mehr als 300 Schüler zu betreuen hatte, sondern auch etwa 70 Mitarbeitende zu leiten hatte: eine riesige Verantwortung, die ich da mit 30 Jahren übernahm, aber eine wunderbare kreative Zeit mit viel menschlicher Begegnung; mit dem Wachstum der eigenen Persönlichkeit: der Beginn einer langen, wunderschönen Lebensphase. Und nicht zu vergessen: Es war auch ein sehr vertrauensvolles Miteinander mit der Leitung des Bistums, also meinem Arbeitgeber, und das gute Miteinander mit den Bischöfen, die offenen Gespräche, das große gegenseitige Vertrauen. Und wie sehen Sie,/ wie siehst Du die „30 bis 34“?