Alt-St. Clemens Kirche Münster-Hiltrup

Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße! Das ist eine der schönsten, aber auch schwierigsten Geschichten der Bibel, konkret des Johannes-Evangeliums. Da wird eine seltsame Situation geschildert: Jesus füllt eine Schüssel mit Wasser und wäscht seinen Jüngern der Reihe nach die Füße. Das ist schon ziemlich absurd. Hätte nicht einer von ihnen sagen können: Du, lass mich das machen! Aber sie sind offenbar alle einverstanden. Erst Petrus widerspricht, das ist der Anstoß zu Jesu Erklärung. Warum hat Jesus nicht zu Beginn seiner Aktion erklärt, warum er das tut? Warum wartet er mit der Erklärung, bis Petrus an der Reihe ist und der Aktion Jesu widerspricht? Jesus ist einfach und doch schwer verständlich: „Wenn ich Dir nicht die Füße wasche, hast Du keinen Anteil an mir.“ Auch nicht leicht zu verstehen!

Wenn eine Mutter ihrem kleinen Baby die Füße in die Badewanne hält und wäscht, ist das eine schöne Geste. Andernfalls wäre das Kind noch schmutzig.

Die Waschung der Füße hatte in Israel insofern eine besondere Bedeutung, als die Menschen, die alle Wege zu Fuß machen mussten, weil es weder Autos noch Fahrräder gab, an den Füßen besonders dreckig waren. Das war allerdings besonders peinlich, wenn man zu Gast geladen war. Das erinnert mich übrigens an den heutigen Brauch, beim Betreten einer Wohnung die Schuhe auszuziehen, damit man keinen Dreck an den Schuhen zurück lässt.

Bei den Juden standen deshalb für die Gäste an der Tür Wasserkrüge, damit sie dort ihre Füße waschen konnten, was eben eine Frage des Anstands war. Warum sagt Jesus seinen Jüngern: „Wascht euch in den Krügen die Füße!“ sondern er tut es selbst für sie, er nimmt ihnen gleichsam die Arbeit der Fußreinigung ab; nur Petrus erhebt Einspruch.

Nach Jesu Erklärung ist die Fußwaschung ein Zeichen. Natürlich war es normalerweise die Diener bzw. die Sklaven, die für ihre Arbeitgeber diesen Dienst versahen, der natürlich nicht sehr ehrenhaft ist. „Doch“, sagt Jesus, „jetzt wird deutlich, wie unser Verhältnis zwischen euch und mir ist: Ihr seid die Chefs, und ich bin Euer Diener, euer Arbeitnehmer.“ Selten hat Jesus seine Funktion im Verhältnis zu den Menschen so klar erklärt und dies in die Tat umgesetzt.

Und wenn heute der Chef und die Angestellten ihre Rollen ähnlich tauschten? Oder der Lehrer mit den Kindern, die ihn belehren, und er hört zu und befolgt die Anweisungen der Kinder? Oder der Papst und die Messdiener beim Festhochamt im Petresdom, wo der Papst die Gaben zum Altar bringt und zur Wandlung mit der Glocke läutet? Oder der Ehemann, der in der Küche das Geschirr spült, während seine Gattin im Wohnzimmer im Sessel sitzt und Fernsehen konsumiert?  Wahrscheinlich haben wir alle noch handfestere Beispiele zum Vergleich mit unserer Bibelstelle. Wir haben an dieser Stelle vor etwa Jahren das wunderbare Kirchenportal der wunderbaren Kirche Alt-St.Clemens in Münster-Hiltrup gezeigt, unser Bild heute ist eines der reliefartigen dreidimensionalen Bronzedarstellungen , es zeigt die Fußwaschung. Es lohnt sich, das Bild anzusehen und zu meditieren: Es zeigt eine der ganz großen Selbsterklärungen Jesu.