Adam und Eva in Freckenhorst
Zwei Bronzeportale von H.G.Bücker haben wir in unserer Serie „Kirchen-Tor des Monats“ bereits gezeigt; heute also das dritte Bronzetor, das in der Bekanntheit aus verschiedenen Gründen hinter den beiden anderen Portalen etwas zurücksteht; ich habe von diesem „Schöpfungs-Portal“ auch keine Literatur gefunden. Das Portal befindet sich an dem nördlichen Seiteneingang.
Was zunächst ins Auge springt: Das Tor wirkt wie ein Gesicht; darauf hat mich ein Kollege aufmerksam gemacht, der solche Gesichter auch in Fenstern und auf der Vorderseite von Autos zu entdecken glaubt. Egal! Der Künstler hatte vermutlich nicht die ausdrückliche Absicht, hier ein Portal in Gestalt eines Gesichtes zu schaffen. Aber wer es so sehen will: Okay!
Es geht thematisch um die Schöpfung, so wie sie im ersten und zweiten Kapitel des Buches Genesis dargestellt ist, keine Reportage natürlich, sondern zwei wunderbare, sehr unterschiedliche Legenden mit einer starken Aussage: Alles geht auf das Wirken des Schöpfergottes zurück. Da sind zunächst die Schöpfungswerke Sonne, Mond, Sterne. Sie sind wie hinter einem Vorhang, der auf unserem Bild nur angedeutet ist. Ich deute das so, dass die wunderbare Schöpfung zurücktreten muss hinter dem größten Schöpfungswerk, dem Menschen. Natürlich: Die Werke der Schöpfung bestehen nach wie vor in ihrer Fülle und Gestalt, aber sie sind verdeckt durch die Schöpfung der Menschen, die die Bibel Adam und Eva nennt. Diese beiden sind hier vor dem Schöpfungsvorhang dargestellt: klein, aber überaus bedeutsam. Sie sind einfach da! Der Künstler hat sie nicht in einen unmittelbaren Zusammenhang gebracht, wie wir es bei den biblischen Geschichten vom Paradies, vom Sündenfall, von der Schaffung der Frau, von der Vertreibung aus dem Paradies und von der mühsamen „irdischen“ Arbeit, auch von der menschlichen Entwicklung kennen. Nein, hier sind die Menschen einfach da, unübersehbar.
Aber dann kommt eine Botschaft, die ein Zitat aus dem Alten Testament ist: „Da sieht das Volk, im Dunkel wallend, ein strahlendes Licht, und über der Finsternis wird es hell!“ Das ist einerseits die Erfahrung der Menschen, aber auch eine Zukunftsperspektive des Lebens und das Zentrum der Glaubensverkündigung: Statt Dunkel wird es hell werden! Von dieser Hoffnungsbotschaft wird das Böse, dargestellt in der Schlange unten, dieses Böse aber ist erdrückt von der herrlichen Schöpfung Gottes, besonders von dem hoffnungsvollen Erlösungsleben der Menschen.
Ulrich Zurkuhlen