Das Thema „Glaube“ am Portal des Salzburger Domes

Ein großer Schritt: von der Klosterkirche in Marienthal bei Wesel zum Salzburger Dom! Beide Kirchen haben wenig gemeinsam: weder das Alter noch die Größe noch die Zeit ihrer Erbauung noch die Lage im Gesamtbild ihrer Umgebung. Aber, abgesehen von ihrer Funktion als Orte der Eucharistie und als Zeichen des christlichen Glaubens, sind die Portale aus fast derselben Zeit; die drei großen Portale am Salzburger Dom wurden zwischen 1955 und 1958 errichtet, und zwar von sehr bekannten zeitgenössischen Künstlern. Zwei der Portale habe ich selbst fotografiert, als ich in Salzburg noch als Student an einer der weltberühmten „Salzburger Hochschulwochen“ teilgenommen habe.

Heute also das Bronze-Portal „Tor des Glaubens“ von dem berühmten Bildhauer Toni Schneider-Manzell.  Was bedeutet der Glaube? Welche Inhalte machen den Glauben aus? Der Kerngedanke des Glaubens ist zunächst vorbildhaft der Apostel Paulus, der auf der rechten Seite des Portals abgebildet ist als ein Kniender, der, wie es die Apostelgeschichte erzählt, in einer großartigen Vision vom Christenverfolger zum glühenden Glaubensboten wird: Paulus kniet auf dem Boden – oder kniet er in der Luft? – und hebt die Hände und vor allem den Blick zum Himmel.  In seiner Person treffen sich zwei Sphären des Glaubens: die Gnade, die von oben auf ihn einströmt, und der Wille als menschlicher Bestandteil eines jeden Glaubens. Nur wo beides zusammenkommen, geschieht Glaube, siehe Paulus.

Sehr bemerkenswert – leider auf meinem Foto wegen des Schattens nicht gut zu sehen – ist unten rechts der heilige Augustinus, der von einem Kind darauf hingewiesen wird, dass das Wunder des Glaubens nie ganz zu ergründen und erst recht nicht leicht zu verkündigen ist. Genau das aber versucht der geniale Künstler an sieben Beispielen des Glaubens auf der linken Seite der Tür, zunächst als erste Glaubensverkündigung ganz oben die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor: Jesus zwischen Mose und Elias. Wir kennen ja die Geschichte aus dem Neuen Testament, dieses Wunder der Jesus-Nähe und der Rückkehr in die Tiefen des Alltäglichen. Dann (2) Die Pfingstgeschichte, dargestellt durch die Geistes-Taube und das Feuer. So ist Kirche, wenn sie im Jesus-Glauben wirkt: Begeisterung und glühendes Feuer, „angefeuert“ vom Geist. (3) Die Glaubensbegegnung, die Elisabeth bei ihrer Begegnung mit Maria erfährt und bei der Maria das „Magnifikat“ betet: Meine Seele soll in ihrer ganzen Tiefe den Herrn preisen (Lk 1,39 – 46). Dann (4) der Apostel Thomas, der in der Berührung Jesu zum zutiefst Glaubenden wird. (Joh 20, 19 – 29)  (5) Jesus rettet den schiffbrüchigen Petrus, der einen Augenblick an der wunderbaren Allmacht Gottes zweifelt (Lk 5,1-11) (6) Im Alten Testament ist Abraham aus tiefem „blinden“ Glauben bereit, das Kostbarste zu opfern, seinen Sohn. Und (7) die drei jungen Männer, die in ihrem tiefen Glauben sogar das Feuer überleben, oder ist es das Feuer des Heiligen Geistes, in dem sie betend stehen?

Und wer die Tür öffnen willen, muss es durch die Berührung mit dem Kreuz tun. Man kann dieses bronzene Glaubenszeugnis nicht genug meditieren.