„Credo“ in Marienthal bei Wesel

Seit mehr als zwei Jahren stellen wir Ihnen berühmte Kirchenportale vor: nahe (Bocholt St. Paul, Freckenhorst, Münster St. Lamberti, Alt-St.Clemens in Hiltrup….) und ferne (Benevent, Verona, Santiago des Compostela, Nowgorod….). Und ich erinnere auch an das Eingangstor zur Synagoge in Halle, dass bei einem Attentat mindestens 50 Menschen am jüdischen Jom Kippur das Leben gerettet hat; auch ausnahmsweise die Innenseite des Eingangs, – in diesem Fall des Ausgangstors – von St. Bonifaz in München.

Und in diesem Monat also Marienthal. Bitte, verwechseln Sie da nichts. Das herrliche Portal ist nicht in Marienthal bei Münster, wo viele psychisch Kranke leben; wenn man sich in einem Konflikt mit einem anderen, manchmal schlimmen Menschen befand, sagte man: Du gehörst nach Marienthal; natürlich war nicht unser Marienthal bei Wesel gemeint. Auch das Kloster Marienthal bei Bautzen ist nicht gemeint, so schön das auch ist; ich bin mehrmals mit Pilgergruppen dort gewesen, mit starken Erinnerungen.

Marienthal bei Wesel wurde 1256 als Augustinereremitenkloster gegründet; es bestand bis 1806, aber auch heute leben dort im Kloster religiöse Menschen. Der Berühmteste war der Pfarrer Augustinus Winkelmann, der dort von 1924 bis zu seinem Tod 1954 lebte und die heutige Kunst außerordentlich förderte: sehr schöne Fenster, eine Bronzeskulptur vor dem Kircheneingang, ein von Kunstwerken als Grabdenkmäler geprägte kleine Friedhof – und eben das  Bronzeportal von Prof. Edwin Scharff, ein kostbares modernes Kunstwerk, das den berühmten Portalen von Ewald Mataré, Giacomo Manzú und Toni Schneider-Manzell  in Salzburg künstlerisch sehr verwandt ist (zwei Bronzeportale vom Dom zu Salzburg werden wir in den beiden nächsten Monaten an dieser Stelle zeigen).

Das Thema des Portals in Marienthal ist „Credo“, also das Glaubensbekenntnis, das der Künstler in vielen kleinen Bildern interpretiert hat. Links oben beginnt es mit dem Schöpfer und der Erschaffung des Menschen. Man erkennt auch deutlich Maria, die von der Taube, dem Heiligen Geist, erfüllt wird, rechts daneben das Kind Jesus. Darunter sieht man Leiden, Tod, Begräbnis Jesu und den schwer verständlichen Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses: „…abgestiegen zu der Hölle…“. Man muss dem Band folgen, das jetzt von unten nach oben rechts geht: Auferstehung, Heimkehr zum Vater usw. Ich gestehe, dass ich nicht alle die kleinen Bilder identifizieren kann. Versuchen Sie es doch selbst mal, Sie kommen oben rechts ans Ziel des „Credo“ Bei meinem nächsten Besuch in Marienthal werde ich versuchen, alle Szenen des „Credo“ zu entschlüsseln. Ich informiere Sie dann.