Virus – ohne „t“

Der Virus mit dem schönen Namen „Corona“ = Krönung“ sucht die Menschheit heim. Ein unsichtbares winziges Etwas, das bisher weltweit  2 Millionen Menschen infiziert hat. Schreiben Sie nicht aus Versehen statt Virus „virtus“ = Tugend; denn tugendhaft ist dieser Massenmörder wirklich nicht. Ganz anders ist es aber, dass in diesen Krisenzeiten viele Menschen, gerade auch junge Menschen, die Tugend der Mitmenschlichkeit, der Hilfsbereitschaft wieder entdeckt haben.

Und was ist der Plural von Virus? Ein bekannter deutscher Politiker sprach im Fernsehen bei einem Interview von „Virussen“; war es bloß in Irrtum, oder meinte er vielleicht, der Virus sei eine biologische Kriegswaffe, die die Russen schon mal vorsichtig ausprobierten für den Fall des Falles! Fantasie muss man haben.

Im Fernsehen werden in jeder Nachrichtensendung Statistiken gezeigt, und so kündigte eine Moderatorin ein Bild an, auf dem die augenblickliche Situation gratis zu sehen sei. Was? Dachte ich, Müssen wir nächsten für solche Informationen noch extra bezahlen? Und dann verbesserte sie sich schnell und sagte: „Ich meine natürlich „grafisch!“

Ein anderer Politiker schlug vor, man solle die Schulen „zulassen“. Das ist ein sehr missverständliches Wort: Sollen die Schulen zugelassen, also verschlossen bleiben, oder soll der Schulbetrieb wieder zugelassen, also erlaubt werden. Was der Mann letztlich meinte, weiß ich nicht. Offenbar möchte er alle Möglichkeiten offenlassen und nicht zulassen.

Und dann diese nette Nachricht, die ich vorgestern in der Süddeutschen Zeitung las; in Tschechien ist seit dem 19. März das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit Pflicht. Es ist eigentlich eine ganz unterhaltsame Aufgabe von Polizisten, die Einhaltung dieser Bestimmung zu kontrollieren. Und diese Polizisten mussten die Kontrolle auf den vielen FKK-Stränden an den ehemaligen Kiesgruben durchführen. Man muss sich das mal vorstellen: Die hunderte Nackerten laufen so herum, wie Gott sie schuf, aber Nase und Mund müssen sie bedecken; nein, sonst nichts, gar nichts. Aber Mund und Nase. Da könnte es passieren, dass ein Mann beim Flirten mit einer unbekannten Frau ausgerechnet an die Frau seine Nachbarn gerät – oder an seine eigene. Und kann man, wenn Nase und Mund verhüllt sind, noch von Frei-Körper-Kultur sprechen.

Da ja z.Zt. öffentliche Gottesdienste verboten sind, sehe ich mir dann und wann einen Gottesdienst im Fernsehen an, z.B. am Palmsonntag aus dem Stefansdom in Wien. Dass der Kardinal die gesamte Messe ohne Mitra zelebrierte, hat mich außergewöhnlich überrascht; das gibt es also auch. Und dann redete er die Leute am Fernsehen an mit den Worten: „Liebe Zuseherinnen und Zuseher!“ Ich dachte gleich an verschiedene berühmte Seherinnen der Kirchengeschichte.

Ein Letztes: Ich kaufte mit meiner Schwester auf dem Domplatz ein. Es waren zumeist gut erträgliche Schlangen vor den Buden. Vor uns bat eine Frau um irgendetwas; ich habe nicht verstanden, was es sein sollte, aber es war ausverkauft.  Sagte die Verkäuferin: „Einmal ist alles alle!“ Ich finde den Spruch toll, eine ganze Philosophie – und Theologie! Den Spruch werde ich mir merken.

DER SPRUCH GILT ÜBRIGENS AUCH FÜR DIE DERZEITIGE KRISE!

 

Ulrich Zurkuhlen