Robin Hood im roten Gewand

Kennen Sie Kardinal Krajewski? Ich kannte ihn bisher nicht. Von den Kardinälen der Kirche weiß man ohnehin ziemlich wenig. Einige leben in ihren Diözesen, andere führen ein mehr oder weniger abgeschiedenes Leben in Rom.

Uns sind vom Hörensagen die wenigen deutschen Kardinäle bekannt, z.B. der Münchner Kardinal Karl Marx oder den Kölner Kardinal Wolski, aber sonst? Einige bedeutende Kardinäle tauchen in den Geschichtsbüchern auf, z.B. Kardinal von Galen oder Kardinal Höffner.

Aber von Kardinal Konrad Krajewski, dem 55jährigen Polen, der im Vatikan als Almosenmeister fungiert, wussten wir bisher nichts. Bis jetzt! Eine große Tageszeitung hat in der vorigen Woche eine kurze Notiz von ihm gebracht, und die ist faszinierend.

Es gibt in Rom furchtbare Armenviertel, u.a. ein besetztes Haus mit 500 Bewohnern und außerdem etwa 100 Kindern. Und weil die Kosten für Strom und Wasser nicht bezahlt worden waren, wurden Strom und Wasser abgestellt. 600 arme Menschen ohne Strom und Wasser! Das ließ dem Kardinal keine Ruhe: Mit dem nötigen Werkzeug ist der Kardinal in den Keller des Hauses gestiegen, hat die Versiegelung aufgebrochen und den Menschen Elektrizität und warmes Wasser  wiederhergestellt.  „Ich übernehme dafür die Verantwortung. Falls eine Strafe kommen sollte, bezahle ich sie,“ sagte der Kardinal, der sich bewusst war, dass er gegen ein Gesetz verstieß. Aber was sind in einem solchen Fall schon Gesetze! Die Medien in Italien feiern den „Robin Hood des Papstes.“ Er hat ein Gesetz gebrochen, um Menschen zu helfen und die Armen nicht zu verdrängen.

Solche Menschen braucht die Kirche, genau solche. Und ich stelle mir den Kardinal vor, wie er in der Arbeitskleidung eines Monteurs den Leuten zu Hilfe kommt. Welch eine wunderbare Geschichte!