Der Antonius-Bunker in Münster

Nein, dieses Bild ist nicht vor 70 Jahren im Krieg fotografiert, sondern vor zwei Wochen. Es zeigt links den Antonius-Bunker. Er steht seit Kriegszeiten dort, aber er ist normalerweise nicht zu sehen. Jetzt aber ist eine Häuserreihe an der Moltkestraße in Münster entfernt, und nun sieht man den Bunker, nicht ohne einen Schrecken zu bekommen. Rechts daneben ist ein Teil des Marien-Gymnasiums.

Der Bunker wird seit seinem Bestehen „Antonius-Bunker“ genannt, nicht weil er den heiligen Antonius zum Patron hat, sondern weil wenige Meter weiter die Antonius-Kirche an der Weseler Straße steht. Sie wurde im Krieg stark zerstört, ist aber nach dem Krieg wieder aufgebaut, besonders durch die Arbeit von Dominikus Böhm. Der Bunker ist, soweit mir bekannt, der einzige Bunker in Münster, der nicht zerstört worden ist. Er ist zwar von vielen Bomben getroffen, aber er hat gehalten.

Woher ich das weiß? Ich habe als kleiner Junge viele Stunden in dem Bunker gesessen, zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester. Ich kann mich noch erinnern, dass die Bomben, die auf den Bunker fielen, den Bunker, trotz seiner dicken Betonmauern, wackeln ließen, aber er ist nicht zerstört wie alle anderen Bunker in Münster. Ich kann mich aber gut erinnern, wie der  Putz von der Decke fiel, wie die Menschen schrieen und beteten. Und manchmal treffe ich bei Geburtsbesuchen Leute, die wohl zur gleichen Zeit wie ich im Bunker waren. Übrigens hat mir damals mein Teddy alle Angst genommen. Meine Mutter war eine kluge Frau und hat mir ihren Teddy von 1907 geschenkt, und das war mein Schutzengel. Ich halte ihn bis heute hoch in Ehren.

Aber erinnern tue ich mich noch oft an diese Schreckliche Zeit. Ich träume oft davon, und wenn wieder vom Krieg die Rede ist, dann kommt mein Kriegstrauma wieder hervor. So hat es mich berührt, dass der Bischof, wie die Zeitung heute berichtet, bei einer Jugendkatechese gesagt hat, viele Menschen hätten heute wieder Angst vor dem Krieg. Mag ja sein! Aber man sollte diese Angst nicht zitieren, wenn es nicht unbedingt nötig ist.

Es haben sich übrigens in den Kriegsjahren und sogar in Bunkern Partnerschaften und Ehen gebildet. Kürzlich hat mir noch eine sehr betagte Frau gesagt, dass sie ihren Mann im Bunker kennen gelernt habe, und es wurde eine sehr glückliche Ehe. Aber wer den Krieg verherrlicht, dem ist nicht zu helfen. Krieg ist wohl das Schrecklichste, was es gibt. Millionen Menschen haben im Krieg ihr Leben verloren. Daran muss ich denken, wenn ich am Antonius-Bunker vorbeikomme.