Gedenken.

Im westlichen Stadtteil von Bocholt, in der Giethorst, sind zwei Friedhöfe, die an die Kriegstoten erinnern. Und wer, wie die Älteren unter uns, den Krieg miterlebt hat und sich noch daran erinnert, weiß, um was es geht. Beide Friedhöfe liegen unmittelbar nebeneinander in einem Wohngebiet. Natürlich sind beide normalerweise verschlossen, aber man kann sie auf Anfrage besichtigen/besuchen.

 

Und so haben wir es in den achtziger Jahren, als ich Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde war, auf deren Territorium die beiden Kriegsfriedhöfe liegen, Gedenkfeiern gehalten. Die Jugendlichen der Gemeinde waren damals der Gemeinde sehr verbunden; in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag hielten wir eine „liturgische Nacht“; das waren Gespräche, Lieder, kreative Arbeiten, ein „Pessachmahl“ und eben in der Frühe des Karfreitags ein Schweigegang zum jüdischen Friedhof; ich kann mich erinnern, dass etwa 120 junge Leute daran teilnahmen. Es war schon eine eigenartige Stimmung. Auf dem jüdischen Friedhof haben wir einen kurzen Wortgottesdienst gehalten, und jeder hat einen Stein, den er unterwegs aufgehoben hatte, auf eines der jüdischen Grabdenkmäler gelegt; denn Juden legen keine Blumen auf ein Grab, sondern Steine. Das kommt aus der Zeit des Nomadentums der Juden. Wer unterwegs starb, wurde begraben, aber natürlich waren diese Wüstengräber nicht sehr tief. Deshalb legte man, wenn man an einem solchen Grab vorbeikam, einen kräftigen Stein auf das Grab, damit es fester im Boden verankert war.

 

Der russische Soldatenfriedhof hatte für uns natürlich auch eine besondere Bedeutung. Wir haben Anfang des Jahres mal eine Friedens-Gebets-Woche gehalten, und da war am letzten Tag/Abend ein langer Gang durch den „Stadtwald“ zum russischen Soldatenfriedhof, wo 1736 russische Kriegsgefangene begraben waren. Augenzeugen, die sich an das „Stadtwald-Lager“ erinnerten, erzählten uns, dass morgens die Leichen der kriegsgefangenen russischen Soldaten, die nachts gestorben waren, auf einer Karre zum russischen Friedhof gebracht wurden und dort beerdigt wurden. Bürgermeister Bernhard Demming hat uns davon erzählt, auch, dass es meist blutjunge Soldaten waren, oft nicht älter als 20 Jahre. Auf dem Hügel mitten auf dem russischen Friedhof haben wir einenTrauergottedienst gehalten, es gibt noch ein eindrucksvolles Bild davon, das im Flur meiner Wohnung hängt.

 

Frau Cordula Millert hat dankenswerterweise vor einigen Jahren Fotos von den beiden Kriegsfriedhöfen gemacht.

Ulrich Zurkuhlen