Weihnachtsbild aus Görlitz.

Görlitz ist vielleicht die schönste Stadt Deutschland; vielleicht! Jedenfalls sagen das die Leute, die Görlitz besucht haben, gern. Ich war vor ein paar Monaten mit einer Gruppe von etwa 50 Leuten in Görlitz; d.h. wir haben etliche Stationen der Via Sacra („Heilige Straße“) besucht und waren in Görlitz stationiert Auch die Kirchen von Görlitz sind sehenswert; leider gehört ihre Besichtigung nicht zum offiziellen Standard der Stadtführer. „Das haben Sie nicht angemeldet!“ sagte mir ein Stadtführer.

Mitten in der Stadt, an dem schönen Marktplatz, liegt die evangelische Dreifaltigkeitskirche, und darin befindet sich der Altar der „Goldenen Maria“, ein faszinierendes Kunstwerk von einem unbekannten Künstler aus der Zeit zwischen 1510 und 1515. In der Mitte des großen Flügelalters ist die Figur der Maria mit dem Kind; daneben sind vier Detaildarstellungen, und eine davon zeigt unser Bild: die Anbetung der Könige. Ein Freund hat es fotografiert und mir geschickt Eindrucksvoll ist das viele Gold, aber ebenso auch die Gesichter der Beteiligten. Es will mir allerdings nicht in den Sinn, warum Maria in Gold und Brokat gekleidet ist, aber das Kind ist völlig nackt. Hättendie Eltern nicht wenigstens ein bisschen Stoff für die Bekleidung des Kleinen geben können? Und was die drei Könige betrifft: auch sie sind in Gold gekleidet und bringen dem Kind eine Goldkugel und ein Goldgefäß, hoffentlich ist darin wenigstens eine wärmende Hose oder etwas Ähnliches. Die Brockzeit hat solche Darstellungen gern gemacht. Ein Kunstexperte hat mir vor langer Zeit gesagt, damit solle illustriert werden, dass der menschgewordene Gott tasächlich „arm und bloß“ sein wollte, so singen wir es ja in einem Weihnachtslied. Freundlich wendet sich das Kind dem ersten der drei Weisen zu. Mir gefällt, dass hier eigentlich keine Könige dargestellt sind, so entspricht es ja dem biblischen Bericht, der von Weisen bzw. Sterndeutern spricht.

Es ist dem unbekannten Künstler gesungen, den Männern tatsächlich ein sehr orientalisches Ausshen zu geben, besonders dem ganz links.

Bekanntlich steht in der Bibel auch nicht, dass es drei waren, und erst recht nicht, wie sie hießen; das kommt alles aus einer späteren Zeit. Aber dass sie sehnsüchtige Gottsucher waren und dass sie dafür riesige Strapazen auf sich nahmen; dass sie ein wunderbares himmlisches Zeichen als Leitstern nahmen; dass sie merkten, dass der böse König Herodes nicht das Ziel ihres Suchens war und dass sie anders heimkehrten, als sie gekommen waren (Sie kehrten auf einem anderen Weg zurück!), das sind die zahlreichen schönen Hinweise auf das Suchen der Drei. Sie haben gefunden. Das möchte ich auch allen heutigen Gottsuchern wünschen.