Selige Kinder.

Ein freundlich lächelndes Kind! Das Original dieses Bildes befindet sich, in Stein gehauen, im Diözesanmuseum in Mainz und ist uralt. Es ist wohl im 13. Jahrhundert geschaffen und befand sich früher als Lettner-Figur im Mainzer Dom. Das Kind befindet sich in einer Gruppe von „Seligen“, oft haben Künstler Gruppenbilder von Seligen, aber auch von Verdammten gemalt, und das Bild der Seligen sollte die Menschen dazu motivieren, nach der Seligkeit zu streben. Und tatsächlich hat ja auch Jesus das Kind als Beispiel für ein gelungenes Leben den Menschen vor Augen gestellt, ja er hat die Erwachsenen dazu ermahnt, wie Kinder zu werden.

Dabei hatte er keine kleinen trotzigen, quengelnden, widerspenstigen Kinder m Blick. Sondern Kinder, die glücklich sind, weil sie alles bekommen ohne eigene Mühe und Arbeit. Und die manchmal tiefer blicken können als Erwachsene.

Kürzlich hatte ich einen Kindergottesdienst zu feiern für die Kinder, die am Vortag zur ersten heiligen Kommunion gegangen waren. Solche Gottesdienste sind immer nett, weil Kinder so spontan sind. Ich habe die Kinder also gefragt, warum Jesus denn die Kinder als Lebensvorbild für Erwachsenen hingestellt hat. Ja, warum wohl? Ein kleiner Junge sagte: „Weil Kinder besser Fußball spielen können!“ Ob Jesus das wirklich gemeint hat –  kannte Jesus überhaupt das Fußball Spielen? Ein kleines Mädchen sagte: „Weil Kinder besser Frieden halten!“ Da äußerten die Erwachsenen hörbar Protest. Wir haben dann gemeinsam überlegt, was wohl gemeint sein könnte, und wir waren uns ziemlich einig, dass Kinder sich tatsächlich schnell wieder vertragen können. Wenn zwei Jungs sich morgens in der großen Pause prügeln, dann können sie schon in der nächsten Schulstunde friedlich nebeneinander sitzen oder in der Sportstunde in der gleichen Mannschaft zusammen spielen und sich miteinander freuen, wenn sie gemeinsam siegen. Kinder sind nicht nachtragend, da hatte das kleine Mädchen Recht. Da brauchen die Erwachsenen viel mehr Zeit, um sich nach einem Streit wieder zu versöhnen. Das kleine Mädchen ergänzte dann noch ihre Aussage: „Kriege werden nur von Erwachsenen angefangen, nicht von Kindern.“ Da wurden die Erwachsenen sehr still.

Ich habe dann den Kindern von einem kleinen Jungen erzählt, von dem ich wenige Tage vorher in dem wunderbaren Buch „Spätlese“ des kürzlich verstorbenen emeritierten Bischofs Reinholt Stecher aus Innsbruck gelesen hatte. Der Junge hatte im Fernsehen einen Bericht über die kleinen Kolibris gesehen, und das hatte ihn wohl fasziniert. Kolibris können in einer Tonlage singen, die für uns Menschen nicht hörbar ist, weil der Mensch nur bis zu einer bestimmten Höhenlage Töne hören kann, aber die Kolibris können tatsächlich höhere und deshalb unhörbare Töne singen.

Der kleine Junge sagte also: „Mit Gott ist das genau so wie mit den kleinen Vögeln… So ist es auch bei Gott, er ist so groß, dass wir ihn nicht sehen, nicht hören und nicht denken können – und er ist doch da.“ ( „Spätlese“ S. 66) Wirklich, ein kleiner Theologe! Auch wenn Gottes Stimme für uns oft nicht hörbar ist – Gott ist da.

Ob Jesus deshalb gesagt hat „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, kommt ihr nicht ins Himmelreich“?