Zwei Millionen Mark.

Es gab eine Zeit, da galt es unfein, über Geld zu sprechen, nicht weil Geld an sich etwas Unanständiges wäre, sondern weil das Reden über Geld eine Art von materialistischem Denken offenbart. Und ich gestehe, dass mich Menschen anekeln, die dauernd über Geld und Preise und Löhne reden.

Ich gehöre zu der Generation, die noch die Währungsreform 1948 erlebt hat, und ich habe sogar die Zeitung aufgewahrt, die am 19. Juni 1948, also einen Tag vor der großen Geldentwertung auf den Markt kam. Am 20. Juni bekam jeder Deutsche 40,– neue „Deutsche Mark“, um sich das Nötigste kaufen zu können; man nannte das ein bisschen ironisch „Kopfgeld“.  Und am 21. Juni waren die Schaufenster der Geschäfte voll mit Waren, die zwei tage vorher noch nicht vorhanden waren. Wenn ich mich recht erinnere, konnte man einige Wochen später die alte „Reichsmarkt“ im Verhältnis „sieben zu eins“ in neues Geld umtauschen, also für sieben RM eine DM. Das war natürlich ein Verlust, aber andererseits Hatten ie Menschen doch nicht völlig vergeblich gespart. Erspartes blieb also erhalten, wenn auch im Verhältnis „sieben zu eins“.

Das Geld hat durch eine schleichende Inflation im Lauf der Jahrzehnte an Wert verloren. Wer als Kind einen „Groschen“, also zehn Pfennige,  geschenkt bekam, war ein glücklicher Mensch. Ich weiß nicht, was die BILD-Zeitung heute kostet, weil ich mir das nicht antun möchte, sie zu lesen. Aber als die Zeitung auf den Markt kam, sagte man „Zehn-Pfennig-BILD“, das war ihr Markenzeichen; vermutlich kostet sie heute ein Mehrfaches.

Viel dramatischer muss es 1923 gewesen sein, als das Geld täglich um ein Vielfaches an Wert verlor; ein Brot konnte von einem Tag auf den anderen von 1000 Reichsmark auf eine Million im Preis steigen. So ist der Original-Geldschein, den ich zwischen alten Akten gefunden habe, vielleicht tatsächlich mal zwei Millionen wert gewesen, aber das reichte vielleicht nur für ein Brot. Das muss reine schlimme Zeit gewesen sein, und wir dürfen hoffen, dass so etwa nie wieder passiert.

Dennoch machen sich die Menschen sorgen. Was wird aus dem EURO? Wird er seinen Wert einigermaßen behalten? Wird er überhaupt bestehen bleiben? Die Politiker sind weitgehend nicht in der Lage, den normalen Leuten die schwierigen Zusammenhänge der Geldpolitik zu erklären. Es wird mit Fachausdrücken so rum hantiert, als ob jeder das Gerede der Finanzpolitiker verstehen könnte. Ich habe z.B. lange gebraucht, bis ich kapiert habe, dass der ziemlich euphorische Begriff „Staatsanleihe“ nicht anderes bedeutet als „Staatschulden“. Da wird geschönt und gut geredet, und die meisten verstehen das gar nicht.

Aber was wird werden? Das weiß wohl niemand. Manche Finanzleute sagen heute, die Einführung des EURO sei ein Fahler gewesen. Das scheint richtig zu sein, denn eine gemeinsame Währung in Europa ist nicht sehr sinnvoll, wenn es keine gemeinsame Wirtschaft- und Währungspolitik gibt. Warten wir also ab, vielleicht nicht nur mit Optimismus, sondern mit Realismus. Was wird werden?