Der Monat September.

Eigentlich ist es der siebte Monat des Jahres, jedenfalls in der römischen Zählung; bei den alten Römern begann das Jahr nämlich am 1. März. Das ist weiter nicht dramatisch; denn auch die Chinesen richten sich nicht nach unserer Jahreszählung, auch Juden und Muslime haben andere Kalender. Wenn aber das Jahr mit dem 1. März beginnt, ist tatsächlich der September der siebte Monat. Aber das ist eigentlich völlig egal; mag jeder zählen, wie er will.

Aber der September ist insofern wichtig, weil am 1. September meteorologisch der Herbst beginnt; auch hier ist ein Unterschied zu beachten: In der kalendarischen Zählung ist erst am 21. (oder 23.) September der Herbstanfang.

Das Pantheon der Könige in der Kirche S.Isidoro in León, einer der schönsten Städte Spaniens mit einer wunderbaren Kathedrale, zeigt Deckengemälde aus dem 12. Jahrhundert. Die Fresken gehören zum Schönsten, was die romanische Kunst zu bieten hat. Die Fresken stellen überwiegend biblische Themen dar, u.a. eine wundervolle Abendmahlsdarstellung. Andere alttestamentliche und neutestamentliche Szenen sind liebevoll gestaltet.

Und dann sind da die Kalender-Bilder, die die zwölf Monate des Jahres illustrieren. Für den September steht die Weintrauben-Ernte; sie zeigt unser Bild. Ein fröhlich blickender Winzer erntet von einem Weinstock die Trauben, und er scheint mit der Ernte zufrieden zu sein. Die Weintrauben-Ernte war wohl in früheren Zeiten eine besonders wichtige Ernte. Einerseits waren die Trauben ganz besonders von der Jahreswitterung abhängig. Trauben brauchen Regen, und Trauben brauchen Sonne. Vor allem im Herbst ist ein kräftiger Sonnenschein besonders wichtig, weil sich nach der Menge der Sonneneinstrahlung die Süßigkeit des Weines richtet. Deswegen wird in diesem Jahr der Wein wohl kein “Jahrhundertwein” werden, weil es an Sonnenschein jetzt in der Zeit der Reifung gefehlt hat. Der Wein des Jahres 2003, als der heiße Sommer war, war exzellent. Und der Jahrtausendwein des Jahres 1959, auch dieser Sommer ein heißer trockener Sommer, ist vielen noch in guter Erinnerung.

Andererseits: Wein gibt es, solange es Menschen gibt. Schon in der Noach-Geschichte wird, ganz zu Anfang der Bibel, erzählt, dass Noach zuviel Wein getrunken habe und deshalb schwer angeschlagen war. Wein war und ist in den Mittelmeer-Ländern ein Grundnahrungsmittel, man trinkt zu jeder Mahlzeit Wein. Bei meinen Freunden in Kroatien stehen ständig auf dem Tisch ein Gefäß mit Wein und eine Schale mit Brot. Jeder, der im Laufe des Tages daran vorbeikommt, bricht ein Stück Brot ab und trinkt dazu ein bisschen Wein, der mit Wasser verdünnt ist. Brot und Wein sind die Hauptnahrungsmittel. Auch in Frankreich habe ich oft erlebt, dass im Restaurant zu jeder Mahlzeit Brot und Wein gereicht wurden. Auch im Orient ist das so: Brot und Wein sind die Hauptnahrungsmittel; wen wundert es da, dass Jesu bei seinem Abschiedsmahl Brot und Wein als Zeichen der neuen Gemeinschaft reichte. Wein und ungesäuertes Brot gehörten auch zum Sedermahl am Pessach-Fest.

Uns ist der Wein als Hauptgetränk eher ein bisschen fremd; in unseren Gegenden wird mehr Bier getrunken, wohl auch deswegen, weil im Münsterland kein Wein-Anbau-Gebiet ist. Aber das kann sich durch den Klima-Wandel ändern. Schon lange wird im Raum Meißen ein recht guter trockener Wein angebaut, und man hört, dass auch in Schweden erstmals heimischer Wein gewonnen wird. Vielleicht verschiebt sich aus klimatischen Gründen die Heimat des Weines immer mehr nach Norden?

“Der Wein erfreut des Menschen Herz”, heißt es in der Bibel. Und dem können wir ganz gewiss gut zustimmen.