Heiliger mit dunkler Hautfarbe.

Kürzlich war ich im Magdeburger Dom. Anlass meiner Reise war die hochinteressante Ausstellung über das Heilige Römische Reich, mit sehr kostbaren Kunstschätzen aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends. Und dann war ich im Dom; das ist ein prachtvoller Bau; es ist die erste gotische Kathedrale auf deutschem Boden, und vieles erinnert an die herrlichen französischen Kathedralen.

Im Chorraum steht eine Steinplastik, die einen schwer gerüsteten Soldaten zeigt, der eine dunkle Hautfarbe hat. Die Plastik stammt aus dem 13. Jahrhundert, also aus romanischer Zeit, und man ist überrascht, dass es damals ein so präzises Bild eines afrikanischen Heiligen gab.

Das Bild zeigt den heiligen Mauritius; wir in Münster sagen „Sankt Mauritz“; die Mutterkirche unserer Gemeinde war bis 1949 die Mauritzkirche, und der Stadtteil im Osten Münsters heißt „Mauritz“. Man wohnt übrigens nicht in Mauritz, sondern auf Mauritz. Auch der Mauritzfriedhof ist für viele Menschen das Traumziel ihres irdischen Lebens, ja, böse Zungen sagen sogar, die Münsteraner hier im Osten der Stadt wollten nach ihrem Tod nicht unbedingt in den Himmel, sondern lieber auf den Mauritzfriedhof.

Aber wieso dunkelhäutig? Es gab in der Antike die berühmte thebäische Legion, also eine große Truppe innerhalb des römischen Militärs, die sich weitgehend aus Soldaten zusammen setzte, die aus dem Gebiet um Theben im heutigen Ägypten stammten; und das waren Afrikaner mit schwarzer Hausfarbe. Und die Thebäer waren zu einem großen Teil Christen. Es darf angenommen werden, dass das Christentum vor allem durch die thebäische Legion hier nach Germanien gekommen ist, lange vor den christlichen Missionaren, die ja besonders aus Irland, Schottland und England kamen. Das wäre natürlich eine wunderbare Sache, dass die Christen Europas sich Jahrhunderte lang bis heute für die Afrika-Mission engagiert haben und dass die Ursprünge der eigenen christlichen Geschichte von Afrikanern kommen. Jedenfalls gibt es geschichtliche Nachweise der Thebäer besonders am linken Niederrhein in Xanten; dort haben viele christliche Soldaten der thebäischen Legion das Martyrium erlitten, und der heilige Viktor von Xanten war wohl einer von ihnen.

Nicht am Niederrhein, sondern in der heutigen Westschweiz hat Mauritius das Martyrium erlitten, und zwar zwischen 280 und 300; nach einer glaubhaften Überlieferung waren es 6500 christliche Soldaten der thebäischen Legion, die in der Nähe der heutigen Stadt Martigny zu Martyrern wurden. Martigny hat heute noch eine wunderbare römische Arena und viele andere römische Spuren, und es ist geschichtlich erwiesen, dass mindestens ein römischer Kaiser im heutigen Martigny einen Besuch gemacht hat.

Saint-Maurice, also die Stadt mit dem Grab des heiligen Mauritius, befindet sich etwas mehr als 10 km von Martigny entfernt; es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die römische Stadt so lang erstreckte. Über dem Martyrergrab wurde später eine Abtei errichtet, wohl schon im 5. Jahrhundert; die riesige Abtei ist öfters zerstört worden, nicht nur durch Kriege, sondern vor allem durch Felsstürze, und so kann man heute noch sehen, wie die Abtei unter einem Felsen geradezu eingeklemmt ist; dieses Saint Maurice im Wallis ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem berühmten St.Moritz in Graubünden, dem noblen Ferienort der „Oberen Zehntausend“. In der Abteikirche befindet sich ein wunderbarer Schrein mit den Gebeinen des Heiligen Mauritz, und die Abtei schätzt sich glücklich, auch andere Kostbarkeiten zu besitzen, übrigens auch von anderen Martyrern der thebäischen Legion, zum Beispiel dem hl. Candidus.

Der Name „Mauritius“ ist übrigens das lateinische Wort für „Maure“, „Mohr“, und da wären wir wieder bei unserem Bild.

Die Dyckburg-Gemeinde und viele Gäste machen in den Herbstferien eine Wallfahrt zur Westschweiz und nach Burgund; da kommen wir auch zum Grab des heiligen Mauritius und werden dort die Eucharistie feiern. Übrigens sind noch einige Plätze frei, da wir mit einem großen Reisebus fahren; wer Spaß hat mitzufahren, muss sich bei unserem Pfarrbüro melden: tel. 0251/326 350; wenn nur der Anrufbeantworter läuft: Bitte Telefon-Nummer nennen; wir rufen dann gern zurück.