Eine gigantische Kostbarkeit zum „Jahr der Bibel“

Vielleicht meinen Sie, dieses Stückchen Pappendeckel sei doch wohl ein ziemlich banales, wertloses Ding, vollgekritzelt mit ein paar bedeutungslosen Strichen? Weit gefehlt!  Denn das Bild zeigt die Nachbildung des wahrscheinlich kostbarsten Fundstücks der neutestamentlichen Forschung, den sogenannten Papyrus Rylands.

Im Jahr 1920 hat zufällig ein Mitglied einer Karawane unter den Hufen seines Kamels ein kleines Stück aus Papyrus gefunden; Papyrus  – daher kommt unser Wort Papier – besteht aus dem Mark der schilfähnlichen Papyrus-Staude, das gewalzt und gepresst wird und mit einer besonderen Naturfarbe beschrieben werden kann. Das war die normale Schreib-Art zur Zeit Jesu. Während in der außerbiblischen Welt auf Schriftrollen geschrieben wurde, also nur auf einer Seite einer oft sehr langen Papyrus-Rolle, beschrieben die biblischen Schriftsteller schon sehr früh die Papyrus-Blätter doppelseitig; man kann also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass doppelseitige Papyrus-Blätter in der Regel christlichen Ursprungs sind.

Auch unser Papyrus Rylands – benannt nach dem Forscher, der das Stück im Jahre 1935 veröffentlicht hat – das Original befindet sich heute in einem Museum in Manchester – ist doppelseitig beschrieben, und zwar mit dem 18. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Auf der einen Seite stehen u.a. die Verse: „Du sagst es, ich bin ein König; dazu bin ich in die Welt gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen.“ Und: „Mein Köngreich ist nicht von dieser Welt!“

Eigentlich ist schon das eine Sensation, dass diese zentrale Botschaft vom Königtum Jesu und sein Selbstzeugnis auf diesem kleinen Papyrus-Stück stehen.

Das Stück ist etwa 9 mal 6 cm groß, es sind also Vor- und Rückseite beschrieben in gut lesbarer griechischer Schrift. Auf der seinen Seit steht Joh 18, 31-33, auf der anderen Joh 18, 376-38. Man kann die ganze Seite des Papyrus-Buches rekonstruieren, dann hätte das Buch ein Seitenformat von 23 mal 19 cm.

Aber das Tollste: Dies Stück Evangelium stammt etwa aus dem Jahr 125 n.Chr. Wenn man bedenkt, dass das Johannes-Evangelium um das Jahr 100 geschrieben wurde, ist diese Abschrift gerade mal eine Generation nach dem Urtext geschrieben. Wenn man weiter bedenkt, dass die ältesten Abschriften etwa vom Gallischen Krieg des Julius Caesar etwa 600 Jahre nach dem Original entstanden sind, ahnt man, welche Ungeheuerlichkeit sich hinter diesem kleinen Stückchen Papyrus verbirgt.

Wenn ich daran denke, läuft es mir immer ein bisschen kalt den Rücken herunter. Wie nah wir doch dem Urtext des kostbarsten Buches der Christenheit, dem Neuen Testament sind!

Möchten Sie jede Woche das Bibelwort der Woche per e-mail oder Handy empfangen? Einige Experten unserer Gemeinde haben Bibelworte gesammelt und versenden sie wöchentlich an Interessenten, zum Gesamtpreis von 5 € für 52 Bibelworte im Laufe eines Jahres. Auch in der Dyckburg-Kirche ist an gut sichtbarer Stelle das „Bibelwort der Woche“ aufgehängt. Gruppen, Gremien und Einzelpersonen haben uns die Bibelworte zugeschickt, und nun geben wir sie gern weiter. Können Sie sich vorstellen, wie das ist, wenn jede Woche aufs Neue Gottes Wort auf Ihren Handy oder auf dem Bildschirm Ihres Computers erscheint?  Vom kleinen Papyrus-Stück bis zu dem Bibeltext auf den neuen Medien ist es ein langer, hochinteressanter Weg.

Ulrich Zurkuhlen (Februar 2003)