Koalas bilden eine Koalition 

Koalas bilden eine Koalition.
Das Symboltier der Australier und ihr Gemeinschaftssinn

Auch wennn die sprachliche Nähe der beiden Worte »Koala« und »Koaltion« reizvoll ist: Beide Worte haben nichts miteinander zu tun. Das australische Beuteltier, Symbol des fünften Kontinents, hat seinen Namen aus der Sprache der Ureinwohner, und eine Koalition kommt vom lateinischen »coalitio«, was »Sich-Vereinigen« heißt.

Dennoch: Der Gemeinschaftssinn der kleinen Koalas kann es mit dem »Sich-Vereinigen« mancher politischer Koalitionäre aufnehmen. Denn die Koalas sind Gemeinschaftswesen. Dazu sind sie schon gezwungen, weil sie allein dem Jagdtrieb brutaler Felljäger hilflos ausgeliefert wären; glücklicherweise stehen sie inzwischen unter strengem Schutz, so dass sie heute ungestört leben und sich von Eukalyptus-Blättern ernähren können; zwanzig verschiedene Artenstehen auf ihrer Speisekarte.

Die Koalas haben bei der Schöpfung der Teddy-Bären vor fast genau hundert Jahren Modell gestanden. Dabei sind sie gar keine echten Bären. Sie gehören vielmehr zur Familie der Beuteltiere, ihre Cousins und Cousinen sind die Kängurus, nicht die Braunbären und Eisbären.

Sind die Kleinen auf unserm Bild nicht lustig? Man weiß nicht so recht: Haben sie nun zum Schutz eine » Koalition gebildet, oder spielen sie gerade ein Spiel, das vielleicht der »Reise nach Jerusalem« nach empfunden ist, wo alle eine dichte, lange Schlange bilden müssen? Einer von den vier Kerlen, der erste, blickt jedenfalls aufmerksam nach vorn, während die anderen leicht abgelenkt sind. Aber das Nebeninteresse ist nur begrenzt; denn sie lockern den Griff zum Vordermann nicht.

Koalas haben ein freundliches Gesicht, sie wecken spontan Sympathie. Weil sie so menschenähnlich sind? Oder weil sie etwas haben, das man sich für die Menschen wünschen möchte? Und manch einer mag an Georg Christoph Lichtenberg denken, der mit einer seiner markanten Sprüche die bittere Erkenntnis aussprach, seitdem er die Menschen kenne, liebe er seinen Hund um so mehr.

Auch wenn es in der Tierwelt manchmal grausam zugeht: Grausamer als die Welt der Menschen wird die Welt der Tiere kaum sein können. Tiere bekämpfen einander, aber nicht aus Bosheit, sondern weil es der Arterhaltung dient. Jede böse Absicht ist den Tieren fremd, den  Koalas könnte man das nicht einmal im Entferntesten zutrauen. Und es könnte sein, dass die Tiere deshalb so einnehmend auf die Menschen wirken, weil in ihnen noch ein Stück paradisischen Lebens steckt. Es ist doch nicht abwegig zu glauben, dass sich in der Welt der Tiere, sofern sie noch unberührt ist, wenigstens ein Stückchen vom Paradies erhalten hat.

Paulus schreibt zwar einmal, dass die Schöpfung noch in Wehen liegt und auf ihre Erlösung wartet, aber man kann es auch umgekehrt sehen: Was wir Menschen für unsere Welt noch an Erlösung erwarten, ist in der unberührten Welt der Tiere schon vorweggenommen.

Jedenfalls fällt es schwer anzunehmen, dass die niedlichen, harmlosen Koalas von der Erlösung noch weit weg sind, jedenfalls weiter als wir Menschen; es fällt schwer, das zu denken. Viel verständlicher ist es da, dass diese Welt unverkürzten Glücks, wie es die Koalas auf dem Bild demonstrieren, nicht auch die Sehnsucht des Menschen weckt nach einem zwar vielleicht nicht überaus reichen, dafür aber glücklichen Leben.

Letztendlich geht die Zukunftshoffnung der Menschen auf etwas, das das Leben so lebenswert macht und nicht im Reichtum, sondern im gemeinsamen Glück liegt. Da haben die Koalas uns etwas voraus.