Über allen das Licht

Wir haben unsere Monats-Tore immer so gezeigt, wie sie dem Eintretenden begegnen. Oft ist es schon ein biblischer Impuls, der dem Eintretenden hilft, zur Ruhe, zum Gebet, zum Nachdenken zu kommen. Zum ersten Mal habe ich vor drei Wochen ein Kirchentor gesehen, das sich innen an der Tür befindet und dem, der aus der Kirche in den Alltag hinausgeht, einen Impuls mit auf den Weg gibt.

Das ist in der Kirche St. Bonifaz in München, der Klosterkirche der Benediktiner. Die Kirche hat mich sowieso beeindruckt, weil sie der seltene Fall einer nach dem Konzil korrekt umgestalteten Kirche ist. Ganz in der Mitte steht der hervorragend sichtbare Altar, und im Kreis ringsherum stehen die Bänke der am Gottesdienst Teilnehmenden: Also ein echter Zentralaltar. Und dahinter, für alle sichtbar und zu allen zu blicken, steht unübersehbar der Ort der Wortverkündigung, also der Ort der Präsenz des Gotteswortes. Das Ambo, so nennt man das ja, ist ganz in der Mitte erhöht und so deutlich und mächtig und unübersehbar, wie es das Wort Gottes sein soll. In fast allen umgestalteten Kirchen, die ich kenne, ist der Ort des Gotteswortes irgendwo am Rand, fast zu übersehen, nicht viel größer als ein Notenständer. Ausnahmen: Heilig Geist in Emmerich und Maria Himmelfahrt in Münster- Dyckburg, letztere leider nach wenigen Jahren auf den alten Zustand zurückgeführt; schade, sehr schade!

Das Kirchenportal in St. Bonifaz ist außen Metall und innen Holz, und um das Innenportal geht es uns ja. Es ist übrigens 1996 von Friedrich Koller geschaffen, ich habe das Foto vor drei Wochen gemacht. Das Bild zeigt den geschlossenen Zustand des Portals, aber da ist die Aussage am deutlichsten dargestellt. Unten sind die Armen und Kranken, Einsamen und Hungernden zu sehen, also die Verlierer unserer angeblich: so perfekten Welt. Sie werden im Matthäus-Evangelium ausdrücklich genannt: Menschen in Elend und Not. Aber, und das erstaunt nun sehr: Ihr Hintergrund ist golden: nicht grau, nicht schwarz, sondern golden. Klar, denn die Barmherzigen und Guten stehen oben drüber, auch vor dem Goldhintergrund. Eigentlich bilden sie eine enge Beziehung: die Notleidenden und die Helfenden; gemeinsam sind sie in Gold getaucht. Und woher kommt das Gold? Von oben, dem Symbol Jesus Christi: drei Etagen, eine goldene Einheit.

Es ist ja jetzt nicht schwer zu sehen, welche Botschaft und welcher Auftrag den Menschen gegeben ist, die in der Feier der Eucharistie Christus begegnet sind und nun wieder nach draußen, in die „Welt“ gehen. Die Einheit der drei Ebenen ist matthäisch:,,Kommt ihr Gesegneten meines Vaters … Ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist … “

Die Mönche in St. Bonifaz machen das wahr: Um die Kirche standen wohl zwei Dutzend Notleidende Menschen, die offenbar im Kloster gespeist werden sollten.