Du, Pastor!

Vor einigen Wochen sprach mich in der Sakristei ein Messdiener an, der wieder einmal scharf beobachtet und sich seine Gedanken gemacht hatte. Er war dem „Du, Pastor!“ –Alter entwachsen; mit „Du, Pastor!“ reden ja die ganz kleinen Messdiener gern den Pfarrer an.

Da fällt mir gerade die schöne Geschichte von den beiden kleinen Messdienern ein; da es ein Junge und ein Mädchen waren, hätte ich jetzt in gendergerechter Sprache sagen müssen: die Meßdienenden! Aber das fällt mir noch ziemlich schwer.

Also: Die kleine Messdienerin fragte im Anschluss an den Hochzeitsgottesdienst, in dem sie gedient hatte: „Haben Sie schon mal erlebt, dass einer von den beiden Brautleuten „Nein!“ gesagt hat?“ Nein, das hatte ich nicht erlebt; ich hatte wohl schon mal erlebt (aber das ist ein halbes Jahrhundert her!), dass die Braut so heulte, dass sie das Ja-Wort kaum rauskriegte. Darauf gab ihr der Bräutigam eine Ohrfeige.

Die Situation war für mich äußerst peinlich.

Und dann fragte das Mädchen, warum die Braut eigentlich ein weißes Kleid trüge. Das war eine schwierige Frage: Sollte ich der Kleinen sagen, dass das ein Zeichen von Unschuld ist? Und ich hätte erklären müssen, was Unschuld ist, auch wenn die Braut offensichtlich schon schwanger ist. Ich machte es mir also leicht und sagte: „Die Braut freut sich ganz toll heute über ihren Hochzeitstag“. Der kleine Messdiener überlegte ganz angestrengt und sagte dann: „Ach, darum trägt der Bräutigam einen schwarzen Anzug.“

Zurück zu dem fragenden, schon etwas älteren Messdiener. Also „Wenn es Ihnen kurz vor der Wandlung schlecht wird, können Sie dann einfach jemanden aus der Gemeinde, z.B. die Lektorin, bitten, statt Ihrer die Wandlungsworte zu sprechen?“ Peng! Darüber hatte ich nie nachgedacht. Das fand ich bisher auch gar nicht nötig. Aber jetzt? Wenn sich bestätigen sollte, dass das geht, ständen wir in der Kirche vor einer Revolution Die Lektorin spricht die Abendmahlworte Jesu, und Brot und Wein sind nun untrügliche Zeichen der Gegenwart Jesu: Das kann doch nur ein geweihter Priester, oder? Die Laiin ist getauft und gefirmt, und sie ist Teil der Gemeinschaft, in der Jesus ja schon anwesend ist: „Wo zwei oder drei…“

Und dann las ich in der Österreichischen Zeitschrift „Kirche In“ Juli 2019 einen Aufsatz von Prof.Dr.Franz Nikolasch unter dem Titel „Priesterlose Eucharistiefeiern?“  Ich habe den Aufsatz mehrere Male gelesen, viele Fragen bleiben, aber die Glaubensperspektive dahinter beeindruckt mich: Nicht nur der Priester, sondern alle Mitfeiernde befinden sich in der Gegenwart Jesu. Dies mit der Ausrufung Jesu bestätigten Vollzugs sind doch im Prinzip alle angesprochen, so meint Nikolasch.

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