Szenen der Apokalypse: Stiftskirche Freckenhorst

Die wunderbare romanische Kirche in Freckenhorst aus dem Jahr 1129 ist mir ans Herz gewachsen. Ich bin in Freckenhorst groß geworden, habe Kindheit und Jugendzeit dort verbracht, war Messdiener, Georgspfadfinder…usw. Das herrliche Portal – und zwei weitere Portale an den Seitentüren! – gab es damals noch nicht. Erst in den fünfziger Jahren wurde der Künstler Heinrich Bücker aus Vellern mit der Gestaltung zahlreicher Details beauftragt, u.a. mit dem Zentralaltar, den Fenstern usw. Besonders stark ist für mich der Eindruck, den das Bronzeportal auf mich macht. Und da ich nicht selten nach Freckenhorst komme, habe ich meine Schwester gebeten, das Portal zu fotografieren.

Es ist zunächst eindrucksvoll, wenn man auf das Westwerk der Kirche zugeht und dann vor dem Portal steht. Normalerweise ist das Portal geschlossen, aber wenn man es von außen ansieht, sieht man das Ganze.

Das Ganze: Das ist zunächst oben der Weltenrichter Christus. Das ist eine uralte Tradition, die wir aus vielen romanischen Kirchen, besonders auch aus Frankreich, kennen. Über dem Eingang thront der Weltenrichter Christus, der den Menschen das Ziel seines Lebens und das Endziel der Welt zeigen soll. Alle Motive sind dem letzten Buch der Bibel, der Apokalypse mit ihrem Zukunftsblick, entnommen. Und so stehen neben Christus sieben Bergkristalle, die die sieben Leuchter der Apokalypse darstellen. (Apok. 4, 5). Auf der linken oberen Scheibe sieht man die vier „apokalyptischen Reiter“, rechts daneben die vier Engel an den Weltenden. In der Mitte stehen die „Frau, mit der Sonne umkränzt“, und Michael, der den Drachen zertritt.  Und die beiden Felder unten zeigen links die Seligen und rechts die Verdammten. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle die einzelnen Motive zu interpretieren. Man merkt ja, wie bestimmte Motive das Tor überlagern: Über allem Christus. Links sind Bilder des Untergangs, rechts Bilder der Rettung. Die Motive sind nicht neu, man findet sie auf vielen Kirchenportalen, manchmal mit erschreckender Interpretationslust des Künstlers. Aber Bücker hat die Motive eigentlich nicht spektakulär gestaltet, sondern in der Aussage, die den Menschen beim Eingang in die Kirche treffen soll: Am Ende wird alles gut, mag es noch so viel Dunkel und Unheil geben!

Es lohnt sich tatsächlich, mit der Bibel in der  Hand die Gestaltung der apokalyptischen Motive zu betrachten. Ich finde alle drei Tore der Freckenhorster Stiftskirche eindrucksvoll und des Besuches wert.