Bocholter Messdiener in Köln 1985.

Das sind jetzt fast etwas mehr als 30 Jahre her: 1985, ziemlich zum Anfang des Jahres war das. Wir hatten in der Bocholt Herz-Jesu-Gemeinde eine große Schar von Messdienern, weit über 100. Damals „durften“ nur Jungen Messdiener werden, das war eine unsinnige Anordnung „von oben“; denn es gab dafür keine logische Begründung. Aber weil ich im Gehorsam zur kirchlichen Obrigkeit stand, habe ich mich an diese Anordnung gehalten; heute würde ich es anders machen. Jedenfalls waren die Messdiener der Stolz der Gemeinde. Und die große Schar von etwa 25 Gruppenleitern: einfach perfekt. Ich traf mich mit den Gruppenleitern jeden Freitag Abend, und da wurden Ideen mit viel Fantasie und Engagement entwickelt. Und wenn im Pfarrgemeinderat ein Beschluss gefasst werden sollte, sagte bestimmt jemand: Und was sagen die Gruppenleiter dazu? Sie waren die heimliche Autorität der Gemeinde.

Bei einer solchen abendlichen Runde sagte einer der Gruppenleiter: Wir müssten mal mit allen Herz-Jesu-Messdienern im Kölner Dom dienen. Ich war zunächst ein wenig irritiert, habe mich aber schnell damit identifiziert und wenige Tage später meinen Nachfolger als Sekretär von Kardinal Höffner, Dompropst Norbert Feldhoff, angerufen und unsere Idee erläutert. Er war gleich davon angetan und hat mir dann gesagt, dass zwei Sonntage später der Kardinal selbst ein Festhochamt zum Tag der Familie feiern würde; das wäre doch eine schöne Gelegenheit. Und jetzt ging die Arbeit richtig los: Den Tag in Köln gestalten, die Anmeldungen sammeln, die Busse bestellen, den Fotografen Herrn Millert verständigen, Messdienergewänder in ganz Bocholt zusammen leihen…..

Unsere Messdiener, 120 an der Zahl, haben dann einen wunderbaren Tag erlebt. Sie haben an diesem Sonntag dem Kölner Dom ein Gesicht gegeben. Morgens war der Festgottesdienst mit Kardinal Höffner und etlichen anderen Priestern; dann führten uns anschließend die Dommessdienerin kleinen Gruppen durch den Dom, und es war ein besonders Erlebnis, von der oberen Balustrade in den Dom hinunter zu blicken; da durfte man keine Höhenangst haben. Dann waren wir zum  Mittagessen in das Maternus-Haus eingeladen, und der Kardinal empfing uns im Innenhof seines Hauses und gab jedem ein kleines Abzeichen als Andenken.

Manchmal sehe ich bei den ehemaligen Messdienern bei dem einen oder anderen dieses Zeichen. Jedenfalls aber ist der Tag in Köln, mag es auch 30 Jahre her sein, in starker Erinnerung geblieben. Nicht selten sprechen mich Ehemalige auf diese Fahrt an, und ich gestehe, dass diese Köln-Fahrt zu den schönsten Erlebnissen meiner Bocholter Zeit gehört. Und warum? Weil ein „Obermessdiener“ eine gute Idee hatte.

Als wir uns in der Domsakristei vorbereiteten, fragte der damalige, schon ziemlich kranke Dompropst Ketzer, ob wir alle aus derselben Stadt kämen. Ich glaube: Dass wir sogar alle aus derselben Gemeinde kamen, hat er uns nicht geglaubt. Nach dem Gottesdienst haben wir für den Kardinal Spalier gebildet, vom Domportal bis zum Tourismus-Büro.  Die vielen Fotos sind eine schöne Erinnerung.