Tauf-Schale.

Zu den schönsten Aufgaben eines Pfarrers gehört es, kleine Babys zu taufen. Das hat uns ja Jesus selbst ans Herz gelegt: „Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Mit diesem Wort der Bibel darf ich schon Kinder in die Gemeinschaft der von Gott geliebten und in Liebe antwortenden Menschen aufnehmen. Kaum ein Symbol besitzt eine so lange Tradition wie das Übergießen mit Wasser bei der Taufe.

Ich sage oft zu Anfang der Feier, dass es zu den ungewöhnlichen Ereignissen gehört, dass ein ganz kleines Kind im Mittelpunkt einer Erwachsenen-Gemeinde steht. Wann sonst kommt es denn vor, dass ein Baby von vielen Erwachsenen und Jugendlichen angeschaut, bewundert, fotografiert und mit Gebeten begleitet wird.

Das Übergießen mit Wasser und das Sprechen der biblischen Taufformel sind die eigentlichen Elemente einer Taufe. Mehr brauchte es eigentlich nicht. Und doch wird dieser heilige Vorgang in ein Umfeld gekleidet, das unterschiedlich gestaltet ist, natürlich mit vorheriger Absprache mit den Eltern und vielleicht auch mit den Paten.

Wenn ich ein Kind taufe, hat die Feier bei mir einige Besonderheiten. Ich taufe alle Kinder seit einigen Jahren mit einer Muschel aus Santiago de Compostela, die mir entweder nette Leute aus Santiago mitgebracht haben oder, wenn der Vorrat erschöpft ist, die ich auch in Münster im Kirchenfoyer kaufen kann. Ich ziehe einen roten Faden durch die beiden kleinen Löcher der Muschel, und wenn ich das Kind damit getauft habe, hänge ich dem/der Kleinen die Muschel um den Hals und schenke dem Kind die Muschel. Eltern erzählen mir manchmal später, dass sie die Muschel über dem Kinderbett aufgehängt haben. Die Pilgermuschel ist ja ein starkes Symbol, nämlich für das wandernde, pilgernde Unterwegssein zu einem großen Ziel. Von der Taufe an geht der Mensch einen langen Weg, den Pilgerweg des Lebens. Und so wie die Pilger unterwegs Wasser schöpfen und immer wieder das Wasser aus der Muschel trinken, so soll auch die Taufmuschel an die erfrischende Kraft der Taufe erinnern.

Und wenn mir nette Leute aus dem Heiligen Land eine Flasche Jordan-Wasser mitbringen, kann ich etliche Babys mit dem Jordanwasser taufen. Auch das ist ein starkes Zeichen; denn im Mittelalter wurden die Königskinder mit Jordanwasser getauft. Und so werden die kleinen Täuflinge in der Taufe zu Königskindern. Ich habe noch am vorigen Sonntag eine kleine Emma mit der Santiago-Muschel und mit dem Jordanwasser getauft, das die Großmutter von einer Israelreise mitgebracht hatte. Leider sind meine Jordan-Wasser-Vorräte z.Zt. erschöpft. Wenn jemand von Ihnen bald ins Heilige Land fahren sollte: Bringen Sie ein Fläschchen mit Jordanwasser für die Taufen mit. Danke!

Ulrich Zurkuhlen