Wolke.

In diesen Tagen wird wieder der Text vom Abschied Jesu verlesen; das ist ein sehr lyrischer Text, er ist uns schon seit langem vertraut, wie Jesus von den Jüngern wegging, und „eine Wolke entzog ihn ihren Blicken“. Wolke als Symbol des Verbergens und des Versteckens? Wir werden gleich darauf zurückkommen.
 
Ich habe das Bild in einem meiner zahlreichen Fotoalben gefunden; vor langer Zeit habe ich die Wolke selbst fotografiert, als ich die Bocholter Seniorenschaft Herz Jesu  in ihrem gemeinsamen Urlaub in Südtirol besuchte. Es können 30 Jahre her sein.
 
Ich finde diese geballte Form der Wolke faszinierend; so sieht man das selten. Meistens ist der Himmel mit Wolken ganz verhangen, oder die Wolken sind dünne Fetzen, wie ich sie z.Zt. sehe, wenn ich aus dem Fenster gucke. Die Wolke ist mächtig, und sie ist auch ein bisschen bedrohlich. So kann ich mir gut vorstellen, wie die Menschen der Antike, nicht nur im Judentum und später im Christentum, in der Wolke ein Zeichen Gottes sahen, so wie auch der Regenbogen nicht nur natürliche, sondern auch symbolische Bedeutung als Friedenssymbol hatte. Im Neuen Testament kommt das Symbol der Wolke bei der Verklärung Jesu, bei der Taufe im Jordan und eben auch bei der „Himmelfahrt“  Jesu vor. Immer symbolisiert die Wolke die verborgene, aber mächtige Gegenwart Gottes.
 
Im Alten Testament ist es nicht anders. Ich finde da besonders anschaulich die Stelle, wo Gott „in einer Wolke“ vor dem Volk Israel durch die Wüste zieht. Oder man denke an die Begegnung von Gott und Mose auf dem Berg. Ein anderes starkes Symbol für Gottes leuchtende, aber auch bedrohliche Gegenwart ist die Übermacht des Feuers. Beide, Wolken und Feuer, werden ja bei der Wüstenwanderung Israels als Zeichen Gottes gesehen.
 
Ich weiß, dass Gott weder in einer Wolke noch auf einer Wolke sitzt, auch wenn Maler das manchmal so dargestellt haben, etwa in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Wie kann man Gott auch darstellen? Oder soll man ihn überhaupt nicht darstellen, wie es im Judentum strenge Anordnung war.
 
Dennoch: Wer oder was hindert uns eigentlich daran, bei einer starken Wolkenformation an Gott zu denken? Oder bei einem starken, unübersehbaren Regenbogen. Solche Naturzeichen sind nicht Gott, aber sie können uns helfen, einen guten Gedanken an Gott zu fassen. Vielleicht kommen wir ihm dann ein bisschen näher.