Schneechaos.

Nun ist er weg, der Schnee; und es bleiben schöne Erinnerungen, wie die sehnsüchtig machenden Ski-Bilder dieses Winters, wie das fröhliche Bild von Christoph Reiberg. Ski gut, Rodeln gut, und die traditionellen Wintersport-Orte haben auch in diesem Jahr wieder von der „weißen Pracht“ profitiert.

Tagelang war ein „Schnee-Chaos“ angekündigt worden; die Leute deckten sich säckeweise mit Streusalz ein, sogar das Speisesalz soll in den Supermärkten knapp geworden sein. Ein Bekannter hat sich rechtzeitig zwei Schnee-Schaufeln gekauft, um bei den erwarteten Schneemengen nicht mit seinem Hand-Kehrblech den Schnee wegschaufeln zu müssen. Und was war? Panikmache! Sicher, in Mecklenburg-Vorpommern hatte es mehr Schnee als sonst, aber MeckPomm ist noch nicht das ganze Deutschland. Selbst in Bayern hielt sich die Schneemenge in bekannten Grenzen, und hier im Münsterland war der Schnee nicht annähernd so reichhaltig wie etwa im November 2006. Also kein Grund zur Panik!

Aber warum diese Aufregung? Stimmt es, dass solche Unheils-Prophezeiungen nötig sind, damit das Volk ein bisschen näher zusammenrückt als sonst. Eine große Zeitung schrieb, Panikmache sei deshalb wichtig, weil die gemeinsame Chaos-Angst die Bevölkerung verbinde, nachdem es keine Menschen verbindende Religion mehr gebe. Oder sollten wir sagen: Es gibt keine Menschen verbindende Religionslosigkeit mehr. Früher machten sich die Menschen Angst vor undurchschaubaren und Furcht erregenden Gottheiten und rotteten sich zusammen. Aber unter dem Schutz eines menschenfreundlichen Gottes ist Panik-Angst nicht die richtige Art von Glaube und Religion. Dann kann es tatsächlich sein, dass die Chaos-Angst, wenn sie dann noch von den „allmächtigen“ Medien geschürt wird, die Menschen aneinander klammert und Angst gemeinsam ertragen lässt.

Was dann übrig bleibt, sind sehr weltliche Dinge: Schäden am Auto-Lack, aufgesprungene Pflastersteine reihenweise, Berge von nicht gebrauchtem Streusalz.

Ein ganz anderes Problem haben die Leute in Vancouver in Kanada, wo in einigen Tagen die Olympischen Winterspiele beginnen. Da ist es recht warm, und man überlegt bereits, ob man Schnee aus Hubschraubern auf die Erde werfen soll; das wird ein köstlicher Anblick sein, wenn Schnee, der von Menschen gemacht ist, vom Himmel fällt. Erfahrungen mit selbst gemachtem Schnee gibt es ja genug; in einigen Wintersport-Orten stehen die „Schnee-Kanonen“ gleich dutzendweise. Da wäre es ja auch zu dumm, wenn diese teuren Investitionen gar nicht gebraucht würden, weil der Schnee von selbst kommt – so wie es früher mal war.

Ich kann mich übrigens noch gut an den Winter 1978/1979 erinnern, als es am Silvestertag riesig schneite und der Schnee, der fast täglich durch neuen Schnee aufgefüllt wurde, bis zum 8. März liegen blieb. Jeden Morgen wurde im Radio bekannt gegeben, in welchen Städten und Dörfern der Schulunterreicht ausfallen würde. Ein bisschen habe ich mich geärgert, wenn ich mal wieder meine Religionsstunden umsonst vorbereitet hatte. Aber gefreut habe ich mich doch auch; denn nicht nur Schüler freuen sich über ausfallenden Unterricht, sondern auch Lehrer. Es war damals übrigens kein „Schnee-Chaos“ angekündigt worden.

Da war der Lauf der Natur offensichtlich noch normaler, und Schnee im Winter war noch keine Katastrophe.